Protokoll zum Erwägungsseminar „Globalisierung“ 14. Sitzung (06.02.2009)

 

Anwesende: Siehe Teilnehmerliste!

 

1. Ausführliches Protokoll: niemand

 

2. Moderation: R. Köster

 

3. Kurzprotokoll von F. Quaas zur 13. Sitzung: keine Anmerkungen

 

4. G. Tarantini: Eine europäische Perspektive

 

Herr Tarantini macht auf unterschiedliche Begrifflichkeiten in Deutschland und Frankreich aufmerksam; für den Franzosen wäre die Verortung der (Wirtschafts-) Ethik in der Ökonomie ein Danaergeschenk. Der deutsche Streit, ob die Ethik sich in die Wirtschaft einmischen dürfe, ist für den Franzosen klar: die Politik hat das Primat. Davon gehen sowohl der im Text erwähnte Dr. Günter Schumacher (Köln) als auch Ulrich aus; Schuhmacher will konkrete Maßnahmen diskutieren, während Ulrich mehr auf abstrakter Ebene verbleibt. Tarantinis Plädoyer für mehr Regulation wird mit dem Hinweis pariert, dass brennenden Vorstädte nicht gerade eine Indiz gelungener Bewältigung sozialer Probleme sind.

 

Problematisiert wird, ob die französische Verortung der Ethik in der Politikwissenschaft so sehr verschieden von der deutschen curricularen Einordnung der Wirtschaftsethik sei. In Frankreich werde unter dem Titel  Politikwissenschaft zu einem großen Teil genau die Ausbildung angeboten, die in Deutschland unter den Bezeichnungen „Business Management“ oder „Wirtschaftswissenschaft“ laufe. Auch sei die „Wirtschaftsethik“ in Deutschland keineswegs allgemein akzeptiert, so dass ethische Überlegungen zur Wirtschaft so wie in Frankreich außerhalb der Ökonomie stattfinden. Eben das versuche Peter Ulrich mit seiner Konzeption zu überwinden. 

 

In Frage gestellt wird die Tendenz des Beitrages, sozusagen „alles“ neu zu regeln. Überhaupt wird darauf hingewiesen, dass auch Regelwerke ihre Grenzen haben – Primat der Politik hin oder her. Tarantinis Wunsch, die gesamte Wirtschaftsordnung in Frage zu stellen, zu diskutieren und neu „zu regeln“, wird als Bestandteil eines demokratischen Meinungsbildungsprozesses auf europäischer Ebene verstanden. Bezweifelt wird, ob die Politik überhaupt die Kraft hat, die weltweit agierenden Markmechanismen in die „richtige Richtung“ zu dirigieren.   

 

5. Verteidigung der Problembearbeitungen (Fortsetzung)

 

Durch einen doppelten Verdrängungsmechanismus bewirkten (i) Gemeinsinn und (ii) Ökonomismus eine Verdrängung der ethischen Problematik. Dadurch könne letztere nicht mehr adäquat gelöst werden. Die Verdrängung komme durch die Eindeutigkeit der Begriffe zustande, die das Denken von ambivalenten Begriffen verhindere. Verdrängt würden Dinge, mit denen man nicht umgehen kann (z.B. auch Regligiosität).

 

In der Diskussion wird darauf hingewiesen, dass die Forderung nach Eindeutigkeit in der kommunikativen Struktur der Praxis verortet werden muss, die dem Zweck der Koordination von Handlungen diene. Dies sei nicht primär der Wissenschaft anzulasten. In diesem Zusammenhang wird auch eingewandt, dass die Fokussierung der Aufmerksamkeit und die damit verbundene Selektion von Gegenständen nicht unbedingt als „Verdrängung“ interpretiert werden kann. Eine solche Interpretation setze voraus, dass bestimmte Gegebenheiten bewusst nicht zur Kenntnis genommen werden. Außerdem werde ein Begriff der Gesellschaft unterstellt, der sich diese zumindest partiell als aus Individuen bestehend vorstellt. Dem gegenüber wird ein strukturalistischer Ansatz geltend gemacht, in dem Akteure zwar auch eine Rolle spielen, aber keine so „wirkmächtige“ Funktion haben. Für ein solches Gesellschaftskonzept sei die Verdrängungstheorie überflüssig. Es komme lediglich auf die Analyse der Diskurse und ihres „Kampfes“ gegeneinander an, um daraus das Verhalten der Individuen ableiten zu können. 

 

6. Auswertung der Evaluation

 

In der Diskussion zur Auswertung wird geklärt, worin die Schwierigkeiten bei der Bedienung der Internetseite bestanden. Verteidigt wird die passive Rolle einiger Teilnehmerinnen als besonders intensives Zuhören.

 

Für die Richtigkeit des Kurzprotokolls: G. Quaas