Kurz-Protokoll zum Erwägungsseminar „Globalisierung“ 13. Sitzung (15.07.2008)

 

Moderation: Hannes Hübener

 

1.Vorschlag der Tagesordnung (wie beschlossen; siehe unten)

 

2. Revision der Protokolle:

 

Kurzprotokoll #12: Ergänzung des Satzes „Im Gegensatz dazu stand die These im Raum, dass man momentan den Diskursethischen Ansatz Ulrichs noch nicht abschließend beurteilen kann“ am Ende von Punkt 3.

 

 

3. Kazmierski-Kritik

 

Statement von Gregor Freytag: Eine Monologische Ausrichtung der ethischen Begründung sei für einen diskursethische Ethikkonzeption nicht ausreichend. Man vermisse auch die Anwendung der integrativen Wirtschaftsethik auf praktisch relevante Probleme.

 

Kazmierski sieht den Kern der Integrativen Wirtschaftsethik (IWE) in der Diskursethik, die immer dialogisch strukturiert und auf praktische Probleme orientiert ist. In der Replik stellt Ulrich fest, dass er den Kern nicht verfehlt habe. Als Begründung wird anhand einer neueren Publikation (IWE, 4. Auflage, 2008) nachgetragen, dass es U. um eine philosophisch begründete ethische Orientierung, aus der sich die Ökonomismuskritik ergibt.

 

Gegen Kazmierskis Vorwurf „mangelnder Praxisbezogenheit“ wird eingewandt, dass es U. um die Grundlagen der Ethik geht.

 

Die Umsetzung der IWE soll (so wird Ulrichs Konzeption nun verstanden) so erfolgen, dass die Begründung, die durch den Rollentausch gewonnen worden ist, anderen vermittelt wird, um sie dazu zu bewegen, die favorisierte Norm ebenfalls als verbindlich anzuerkennen. 

 

Die Frage wurde dann dahingehend zugespitzt, ob der Diskurs bei Ulrich wirklich eine Begründungsfunktion hat oder nur der Implementation ethischer Normen dient. Diese Frage blieb offen.

 

Hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen Rollentausch und Diskurs wurde die folgende Frage aufgeworfen: Verweist der Rollentausch durch die Berücksichtigung der Interessen aller Betroffenen nicht auf den Dialog? Dagegen kam der Einwand, dass aus dem Dialog kein Konsens über moralische Normen hervorgehen kann.

 

Im folgenden wurde in Frage gestellt, ob Konsens in einer Diskursethik überhaupt angestrebt werde und ob der Diskurs überhaupt einen echten Dialog erfordert. Anschaulich wurde demonstriert (Mörder-Richter-Beispiel von Hare), dass die Begründung moralischer Normen kein konsensuales Ergebnis sein kann.

 

Ist ein Dialog mit rein nutzenorientierte Akteuren möglich? Darauf gab es die Antwort, dass dies der Fall sei, wenn man auf den Nutzen der Moral hinweist. Hier stand die Frage im Raum, ob bei einer solche Position die Moral dem Nutzenkalkül nicht ebenfalls untergeordnet werde. Als Antwort wurde auf die Differenzierung zwischen einem engeren und einem weiteren Begriff des Nutzens verwiesen, die bereits an früherer Stelle erörtert, aber nicht vollends geklärt worden ist.

 

Am Beispiel der hiesigen Bestrebungen eines Teils der Studentenschaft, mehr vegetarische Kost in das Angebot der Mensa zu bringen, wurde weitgehend konsensual herausgearbeitet, dass die monologisch herausgearbeiteten Argumente im öffentlichen Diskurs angewandt werden (müssen), um eine breite Anerkennung und Geltung zu erlangen.

 

4. Beschlüsse:

 

Am 22.7.2008: Keller-Quaas-Ferger Debatte

 

Protokollant:

G. Quaas