Kurzprotokoll zum Erwägungsseminar „Globalisierung“ 11. Sitzung (10.01.2014)

 

Anwesende: siehe  Liste

 

Moderation: niemand

 

Protokoll: niemand

 

Tagesordnung:

 

1. Protokoll der zehnten Sitzung

 

2. Organisation der Kurzvorträge

 

3. Interpretation 7. Kapitel, USA „zwei Wochen vor der Aufgabe des Goldstandards“ (Hoover)

 

4. Weitere Festlegungen

 

 

Zu 1: keine Änderungen.

 

Zu 2: Die Hausarbeiten bestimmen in beiden Studiengängen 50% der Note – neben der Klausur. Die Pflicht, das Hausarbeitsthema vorher vorzustellen, wird abgeschafft. Wer möchte, kann die Vorstellung seiner Thesen in einem Kurzvortrag (10-15 min) anmelden. Masterstudenten können das außerdem im Forschungsseminar oder zum Termin der Vorlesung tun.

 

Zu 3: Sphia G. stellt die Punkte dar, die ihr im 7. Kapitel am interessantesten erschienen: (i) dass sich die Terms of Trade Englands trotz Abwertung verbesserten; (ii) Brünings Schicksal (Ablösung „100 Meter vor dem Ziel“ der Abschaffung der Reparationszahlungen); (iii) die Vorwürfe Roosevelts an Hoover; (iv) die (zahlreichen) Hypothesen zur Verursachung der Krise, insbesondere die realwirtschaftlichen (Bruttoinvestition kann nicht negativ werden; plus das Akzelerator-Prinzip) Ursachen (Erschöpfung der Investitionsmöglichkeiten, Gordon). Aufgeworfen werden die Fragen: Warum wurde der Goldstandard nicht aufgegeben? Was brachte den Goldstandard in Gefahr?  

 

Die Bank von Frankreich hatte durch die Aufgabe des Goldstandards enorme Verluste in ihrer Gold-Devisen-Reserve erlitten; sie befürchtete, dass Ähnliches mit ihren Dollarreserven  geschehen könnte. Daher beschloss man, die Dollar gegen Gold zu tauschen: Abzug von Gold aus den USA in der Größenordnung von einigen 100 Mio. $. Um den Gerüchten vorzubeugen, dass die USA eventuell einen Engpass bei ihren freien Goldbeständen haben könnte, wurde der Goldabzug nicht nur zugelassen, sondern es erging auch die Aufforderung, gleich das ganze französische Gold mitzunehmen. Angesichts einer – allerdings nicht freien – Goldreserve von 4 Mrd. US-$ wäre der französische Anteil leicht zu verschmerzen gewesen, wenn man nicht auf einer mindestens 35-prozentigen Golddeckung bestanden hätte. Die Differenz zu 100% wurde nach Beschluss des Glass-Steagall-Gesetzes u.a. durch Ankauf von Staatsanleihen aufgefüllt, wodurch die City-Banken ihre Schuld beim der Fed ablösten.    

 

Wie Brüning mittels seiner Krisenpolitik die Reparationszahlungen torpedieren wollte, bleibt im Bereich des Spekulativen.

Als Alternative wird erwogen, dass die Reformprogramme (zur Arbeitsbeschaffung) hätten vorgezogen werden können. Dadurch wäre die Unzufriedenheit nicht so gewachsen und politische Entscheidungen möglicherweise anders ausgefallen. Zur Finanzierungsfrage: Auslandskredite standen nicht mehr zur Verfügung. Später wurden öffentliche Projekte durch Ausgabe von Steuergutschriften und Wechsel finanziert, die von den Geschäftsbanken eingelöst und dann von der Reichsbank diskontiert werden konnten. Finanzpolitisch ist dies eine Kreditierung öffentlicher Arbeiten durch die Reichsbank.

 

Die Fragen, in welchem Maße die Arbeitsbeschaffung durch den deutschen Staat finanziert wurde und wie hoch die Jugendarbeitslosigkeit war, blieben offen.

 

Zum internationalen Handel: Je nach Art des hauptsächlichen Exportgutes waren die einzelnen Länder unterschiedlich stark betroffen. Erörtert wird die (geringere) Wirkung von Einkommenseinbußen auf veredelte Lebensmittel, die eine hohe Preiselastizität haben: Die Preise fielen und mit ihnen steigt tendenziell die Nachfrage, so dass diese Gütergruppe nicht so stark wie andere betroffen war.

 

Auch aus der Sicht der modernen VGR ist die Bruttoinvestition in der Regel größer Null (wie Kindleberger behauptet), weil darin immer die Abschreibung enthalten ist. Eine Bruttoinvestition von Null ergäbe sich bei einem Bruttoprodukt von Null. Ein negatives Bruttoprodukt ist bei einer Demontage der Betriebe denkbar. Kindleberger postuliert, dass das stets positive Bruttoprodukt auf dem Tiefpunkt für eine Nachfrage sorgt, die dann über das Akzelerator-Prinzip zum Aufschwung führt. (Das theoretische Problem ist aber, dass nach dem Akzelerator-Prinzip eine positive Veränderung der Nachfrage erforderlich ist, um Investitionen anzuregen. Die Annahme einer möglicherweise konstanten positiven Nachfrage reicht dazu nicht. „An einem bestimmten Punkt setzen die Bruttoinvestitionen von neuem ein, und das Akzeleratorprinzip kommt wieder zu seinem Recht.“ (243) Warum sollten sie? – G.Q.)

 

Erörtert wurde die Funktionsweise des englischen Währungsausgleichsfonds. Nicht erörtert wurden die Maßnahmen zur Zinssenkung (Umwandlung von hochverzinslichen langfristigen Darlehen in geringer verzinsliche kurzfristige.)

 

Das ganze Seminar war durchzogen durch den Blick auf die gegenwärtige Situation in der Euro-Zone.

 

Zu 4: Im nächsten Seminar am 17.01.2014 soll Kapitel 8 diskutiert werden.  Herr Metzger hat einen Kurzvortrag angemeldet.

 

Protokollant:

G. Quaas