Kurzprotokoll zum Erwägungsseminar „Globalisierung“ 10.
Sitzung (06.01.2017)
Anwesende: Teilnehmer/innen am Modul Globalisierung (Bachelorstudiengang)
Siehe Liste.
1. Überprüfung des Kurzprotokolls
2. Diskussion: Jakob Kapeller: Ein philosophischer Blick auf die Grundlagen internationaler Ökonomie. Sowie Achim Truger: Hohepriester der Freihandelssekte. Internationaler Handel und Globalisierung in Standardlehrbüchern der Volkswirtschaftslehre.
3. Aufgaben für das nächste Seminar
Zu 1. Änderung am Protokoll: keine.
Zu 2:
Im Eingangs-Statement wird bezweifelt, dass die Positionen Kapeller & Truger (K&T) im Vergleich zu denen von Krugman (K) allzu verschieden sind: die Autoren könnten eine Friedenspfeife rauchen. Dem wird widersprochen: K&T bewerten die Internationale Ökonomik in arroganter Weise und mit falschen Argumenten. Beispielsweise setze die Theorie des komparativen Kostenvorteils weder Vollbeschäftigung noch die Immobilität der Produktionsfaktoren voraus.
Kritisiert wird, (i) dass „die Ökonomen“ im Unterschied zur breiten Masse der Bürgerinnen und Bürger den Freihandel positiv bewerten. (ii) Ein Mangel der Handelstheorien sei, dass sie die Verteilung nicht mit einbeziehen. (iii) Die Struktur der Lehrbücher, erst die Theorien, dann die Empirie und die Anwendung darzustellen, müsse umgekehrt werden.
Dem wird entgegnet, (i) dass wir immer noch glauben würden, die Sonne bewege sich um die Erde, wenn „die Bürgerinnen und Bürger“ darüber entscheiden könnten, was wahr und was falsch sei; (ii) dass in der neueren Forschung die Verteilung durchaus thematisiert wird, damit die Gültigkeit der Handelstheorien aber nicht in Frage gestellt werden kann; (iii) dass man (theoretische) Kriterien braucht, um aus dem Universum von Fakten die wichtigen auszuwählen.
Im Zusammenhang mit der Kritik am Aufbau, Inhalt, Methodik und Umfang von ökonomischen Lehrbüchern kommt auch die dogmatische Lehrweise an dieser Fakultät zur Sprache. Demnach komme es einigen Professoren vor allem darauf an, möglichst viel Inhalt zu vermitteln. Diskussionen würden „aus Zeitgründen“ unterdrückt oder privatim behandelt. Meistens sei es aber auch so, dass es Studierende gar nicht erst wagen, kritische Fragen zu stellen. Bachelorarbeiten würden von einem Modell ausgehen und sich die Daten dazu passend aussuchen. Kritik spiele im Studienbetrieb keine Rolle, mit der Begründung, dass man erst einmal kennenlernen muss, was es da zu kritisieren gäbe.
Als Gegenthese wird vorgebracht, dass das Erwägungsseminar in inhaltlicher Hinsicht zwar minimal-invasiv sei, dies aber offenbar auch nicht im Interesse der Mehrheit der Studierenden liegt. Heterodoxe Inhalte werden zwar von gewissen Interessengruppen (z.B. Oikos) gefordert, die tatsächlichen Angebote werden aber kaum genutzt [= erfahrungsmäßiges Urteil; Belege: Neoricardianisches Modell: 1 Teilnehmer; zu Marx‘ ökonomischer Theorie ist die Nachfrage = 0; Kurs „Nicht-ökonometrische Modelle“: durchschnittlich 5 Teilnehmer; effektive Teilnahme an der Dogmengeschichte: ca. ein Dutzend; Evolutorik ca. ein halbes Dutzend, Wissenschaftstheorie: ein halbes Dutzend; m.a.W.: hunderte Studenten sind lediglich am verschulten Mainstream-Programm interessiert! – G.Q.].
Die „Schuld“ an diesem Zustand wird dem „System“ angelastet. [Gemeint ist das Bildungssystem Universität.] Der Vorschlag, sämtliche curricularen Regelungen abzuschaffen und den Studierenden die Wahl ihrer Fächer zu überlassen und deren erfolgreiches Studium am Ende zu zertifizieren, wird – vermutlich wegen seiner Radikalität – gar nicht erst diskutiert.
Schließlich wird noch andiskutiert, ob man das Erwägungsseminar eher oder später besuchen sollte. Das Für und Wider hält sich die Waage.
Zu 4: Zum nächsten Mal sind die Kapitel 6 und 7 zu lesen. Die Diskussion sollte sich – am Text – auf beide Kapitel beziehen, da das 6. Kapitel bereits bekannt sein müsste. Als erster Tagesordnungspunkt sollten die restlichen Hausarbeitsthemen vorgestellt werden.
Protokollant:
G. Quaas