Protokoll vom 05.01.12 zum Thema „Sell & Sauer Artikel“ und „Euro-Rettungsschirm“

Anwesende: siehe Liste

Entschuldigt: A. Penetrante

TOP 1: Aufgabenerfüllung

-          Text Merete Elias über den Euro-Rettungsschirm liegt vor

-          M. Mehlhorn hat sich mit dem Text “Geld-, Kapitalmärkte und Wohlfahrt: Eine Wirkungsanalyse der Target2-Salden“ von Sell und Sauer ausführlich auseinandergesetzt

TOP 2: Protokoll vorige Sitzung

-     keine Anmerkung zu dem letzten Protokoll  

TOP 3: Diskussion

Es wird entschieden, mit dem Text von Sell und Sauer zu beginnen. M. Mehlhorn fasst den Text chronologisch zusammen. Dabei wird von G. Quaas zuerst das Hayeksche Dreieck hinterfragt. Er merkt an, dass die Profitrate definiert ist durch den Tangens α, als Konsum geteilt durch die Zeit, seines Erachtens ersetzt werden müsste, da die Profitrate durch den Kapitalstock als intermediäres Gut bestimmt wird und somit die Formel: Konsum/(Konsum*Zeit*1/2) lauten müsste, denn Inhalt des Dreiecks und Grundseite seien ein Unterschied.

Da keine Lösung auf diese Ungenauigkeit gefunden werden kann, wird beschlossen, mit dem Text fortzufahren. Das Nichtgleichgewicht von Sparen und Investition wird bemängelt, da die Autoren von einer Geschlossenen Ökonomie ausgehen, es somit keine andere Möglichkeit geben dürfte, als die Formel S=I, da die Ersparnis nicht woanders verschwinden kann. Somit kann es nur ein Gleichgewichtzustand zwischen S und I geben.

Weitergehend zu der Aussage, dass sinkende Zinsen die Investitionen steigen lassen würden, wird von G. Quaas gefragt, warum Unternehmen investieren sollten, wenn sie eine geringere Rendite für ihre langfristigen Investition (In der Graphik mit β angegeben) erhalten würden als für kurzfristige Güter(α). M. Mehlhorn versucht, dies damit zu beantworten, dass die Nachfrage nach kurzfristigen Gütern in fortgeschrittenen Ökonomien gestillt ist und Unternehmen deshalb mit hochwertigen Produkten Kunden zu gewinnen versuchen. F. Pescht wiederspricht dem, indem sie meint, dass Unternehmen, die schon kurzfristig wenig Absatzmöglichkeiten sehen, nicht auch noch langfristig investieren würden, da so eine noch größere Unsicherheit entstehe. G. Quaas bemerkt, dass nicht wie von Sell und Sauer angegeben, der Winkel der Rendite von β gegenüber α kleiner, sondern gleich bleiben würde. F. Quaas findet das Hayeksche Dreieck “gewöhnungsbedürftig“, da periodenweise und nicht wie im Modell erst am Schluss verrechnet werden müsste. Weiterhin bemerkt sie, dass in dem Modelle das Kapital als Produktionsfaktor einbezogen werde, dies aber Hayek entgegenläuft, der nur Boden und Arbeit als Produktionsfaktoren bezeichnete und überhaupt etwas gegen Aggregationen habe.

Anschließend wird von G. Quaas die Produktionsmöglichkeitskurve kritisiert, denn aus der Beziehung der Geraden von Sparen und Investition könne keine Nichtlineare Beziehung aus Konsum und Zinsen entstehen. I. Zeidler vermutet, dass es sich möglicherweise um eine Nutzenfunktion handelt. Es wird erwidert, dass Produktionsmöglichkeitskurve keine mikroökonomische Nutzenkurve sei, da es sich um Werte handele.

Aufgrund der vielen Ungereimtheiten im Text stellt G. Quaas die Frage in den Raum, wie man mit diesem Text und den daraus folgenden Aussagen umzugehen habe. Die Antworten sind vielfältig. Jedoch besteht der Konsens um die Aussage von M. Mehlhorn, weiter nachzuvollziehen zu wollen, wie die Autoren zu ihren Ergebnissen gekommen sind, um eventuelle Ungereimtheiten zu klären und möglicherweise Wissenslücken zu schließen. Des Weiteren wird angeregt, andere Meinungen einzuholen und gegebenenfalls die Argumentation abzulehnen.

Am Ende der Diskussion wird noch einmal über die Erklärung der Krise durch Sell und Sauer gesprochen. Nach Sell und Sauer  verursache das Target2 System unnatürlich niedrige Zinsen in den GIPS-Staaten, die wiederum zu einer weniger kurzfristigen- und dafür kapitalintensiven Produktion führen würde. G. Quaas stellt fest, dass von diesen vermeintlichen Investitionen aber nach Ausbruch der Krise nichts zu sehen und zu spüren sei. Außerdem sei die Geldmenge durch das Target2 konstant gehalten worden, was im Widerspruch zu den sprunghaft angestiegenen Geldmarktzinssätzen stehe. Weiterhin bemängelt er das mikroökonomische Modell zur Wohlfahrsanalyse, da es in der keine Betrachtung des Nutzens des Warenexports für die Volkswirtschaft von Deutschland gäbe.

Abschließend zu dem Text fordert F. Quaas die Studenten auf, Texten kritisch gegenüberzustehen und sie zu hinterfragen.

Das Seminar wird mit dem zweiten Text von M. Elias zum Eurorettungsschirm fortgesetzt. R. Wießner gibt sein Statement und fragt nach dem Zusammenhang zwischen EFSF und ESM.  M. Elias erklärt den Vorläufer EFSF und dann den ESM. Sie gibt an, dass in diesem Januar darüber diskutiert wird, ob der EFSF parallel zum ESM weiterlaufen soll. Der ESM wäre anders aufgebaut (mit Hebelfunktion) und  hätte mehr Sanktionsmechanismen, die jedoch noch nicht beschlossen sind. K. Zalewski wirft ein, dass David Cameron einen 2 Billion schweren Betrag inklusive Hebel gefordert hätte. Es wird darüber diskutiert, ob private Investoren sich überhaupt an solch einem Hebel beteiligen würden. M. Elias meint, auch wenn keine privaten Investoren gefunden würden, ist die Vertragsunterzeichnung im Januar wichtig. G. Quaas gibt zu bedenken, dass im Moment aufgrund der großen Unsicherheit eine schlechte Lage sei, private Investoren mit einzubeziehen, jedoch könnte bald die Lage vollkommen anders aussehen. Desweiteren glaubt er an eine Beteiligung Chinas, auch wenn im Vordergrund darüber nicht geredet würde.

A. Erdmann verlagert die Diskussion hin zu der Frage, warum die EZB nicht einfach Staatsanleihen kaufen sollte und eine Inflation in Kauf nehme, um das Problem zu lösen. M. Elias erwidert, dass dies gegen die EZB-Richtlinien verstoßen würde. Es wird erwähnt, dass die EZB vor kurzen 500Mrd.Euro an Banken vergeben habe und darauf gefragt, ob die EZB mögliche Inflationstendenzen stoppen könnte. G. Quaas erwidert, dass Inflationsgegenmaßnahmen in der Regel erst 3 bis 4 Quartale benötigen um Wirkung zu zeigen.

Top 4: Texte kommende Woche

- Schuldenbremse von K. Zalewski

- Text von J. Tomaschky

Protokollant: Immanuel Zeidler