Protokoll zum Erwägungsseminar „Globalisierung“ 10.
Sitzung (17.06.2008)
Moderation:
G. Quaas
Protokoll: Hannes Hübener
1.Vorschlag der Tagesordnung
(wie beschlossen; siehe unten)
2. Beschluss-Kontrolle:
-Kritik der Teilnehmer am
Kurzprotokoll Nr.9: Dies gebe zu sehr die Position des Verfassers
wieder; G.Quaas willigte ein, die bereits gekennzeichneten
eigenen Werturteile herauszunehmen. Das wurde
abgelehnt.
-Hübener-Text im EvoEco
eingestellt: Kritik 1. Stufe
-F.Fergers Anmerkungen
eingestellt: Kritik 4. Stufe
-Erwägungstafel zu Blum
eingestellt: Kritik 3. Stufe
-Folie zu Entwicklungsstufen
des Moralbewußtseins: Kritik 3. Stufe
3. Dietzfelbinger:
3.1 Statement: G.Quaas: Die
Kritik von Dietzfelbinger wurde von G.Quaas der gleichen Reflexionsstufe
zugeordnet wie auch der Ansatz von Ulrich (z.B bezogen auf die
wissenschaftstheoretische Reflexion des normativen Gehalts der ökonomischen
Theorie). Die Aussage von Dietzfelbinger, Ethik habe es mit dem wohlgelingenden
Leben zu tun ((1)) wurde ebenfalls bezweifelt; Ethik bedeutet nach dem im Seminar
erarbeiteten Standpunkt einfach nur die Reflexion über Moral, ohne eine bestimmte
moralische Absicht vorwegzunehmen.
3.2 Diskussion: Im Folgenden
drehte sich die Diskussion erst einmal um den Vorwurf Dietzfelbingers, Ulrich
würde, entgegen seiner
Programmatik, eine Hierarchisierung bzw. eine Polarisierung zwischen Ethik und
Wirtschaft fordern ((3)). Es wurde betont das der „Primat der Ethik“ sowie der
„lexikalische Vorrang“ der Ethik vor ökonomische Interessen bei Ulrich
ausdrücklich auf etwas anderes abziele. Nämlich auf eine Verortung ethischer
Aspekte vor bzw. in ökonomische Belange, nicht über sie.
Von den Teilnehmern wurde jedoch mehrheitlich herausgestellt, dass ein solcher
Vorrang (ethischer Aspekte), in etwaigen Konfliktfällen im Prinzip mit einer
Hierarchisierung gleichgesetzt werden muss. Es wurde aber ebenfalls herausgestellt,
dass Ulrichs Ansatz ausdrücklich das Prädikat „integrativ“ trage, also deshalb
davon auszugehen sei, dass die Hierarchie zwischen ökonomischen und ethischen
Interessen von Fall zu Fall neu abzuwägen sei; von einer „Polarisierung“ also
eher nicht gesprochen werden kann.
Die Diskussion der Absätze
((3)) bis ((6)) drehte sich vor allem um die wohl missverständliche Auffassung
Dietzfelbingers des Begriffs der Bindestrich-Ethik.
Es wurde angeführt, das schon
der Tausch an sich eine moralische Absicht beinhalte, da es ja im Wesentlichen
ein Äquivalententausch ist und die gegenseitige Übervorteilung eigentlich nicht
erwünscht ist. Dies wurde jedoch bezweifelt, da die Anonymität sowie der
Konkurrenzdruck auf dem Markt doch eigennütziges Interesse fördert bzw. sogar
fordert.
In Abschnitt ((7)) wurde die
Aussage Dietzfelbingers moniert, die Entstehung des Begriffs des Homo
Oeconomicus sei unklar. (Dieser gehe zurück auf Eduard Spranger: Typologie der
Lebensformen)
Nun stand abermals der
Begriff und die Bedeutung des Menschenbildes im Mittelpunkt. Dieses sei, egal
welcher Art, nicht dazu in der Lage einen „Primat der Ethik“ zu begründen oder
zu verwerfen. Denn auch (oder gerade?) wenn man von einem (von Natur aus)
„schlechten Menschen“ ausgeht, brauche man ethische Reflexionen, um die
Gesellschaft wenigstens einigermaßen zu humanisieren.
Es wurde vorgeschlagen, im
Folgenden einmal die Ansätze der Diskursethik (z.B nach J.Habermas) und die der
Individualethik (z.B nach R.M. Hare) gegenüberzustellen, um nähere Einblicke in
die, auch von Ulrich verfochtene, Diskursethik zu erlangen (siehe unten).
Zum Schluss wurde dann noch
der stiltheoretische Ansatz (nach A. Müller-Armack, Helmuth Plessner), welchen
Dietzfelbinger Ulrichs Ansatz entgegen hält, Gegenstand der Diskussion. Dieser
bediene sich zum Teil einer „Gesinnungsethik“ und beziehe sich „auf die Kultur
einer Gesellschaft“ ((8)). Es wurde jedoch klar, dass dieser nicht wirklich in
der Lage ist, wie Dietzfelbinger behauptet, „ einseitige Ideologisierungen oder
Hierarchisierungen, wie sie sich bei Ulrich finden, zu überwinden“((9)).
4. Beschlüsse:
Zur Klärung des diskursethischen Ansatzes zum nächsten Mal
lesen:
- Lumer
- Kazmierski