Protokoll 9 (SoSe2007)

Erwägungsseminar „Ökonomische und Politische Bedingungen der Globalisierung“

Protokoll zur Sitzung vom 21.06.2007



Text: Fauth

Anwesenheit: Friedrun Quaas, Georg Quaas, Julian Baumgärtel, Aileen Flöth, Markus Karig, Hubert Santer, Eva- Maria Schenk, Nadine Schenker, Susanne Schmied, Alexander Schubert, Martin Wildau, Felix Wilke, Axel Künstner, Christian John

Protokollant: Nadine Schenker




Die Sitzung wird durch G. Quaas, mit dem Hinweis auf eine in drei Wochen stattfindende Konferenz zum Erwägungskonzept in Paderborn, eröffnet. Im Leo steht eine Liste report.xls mit den vergebenen Punkten. Aufforderung zur Kontrolle.

Das von M. Wildau angefertigte ausführliche Protokoll der letzten Sitzung wird von G. Quaas gelobt und die Frage nach eventuellen Anmerkungen aufgeworfen. G. Quaas beantragt eine einwöchige Verlängerung für das Verschicken der korrigierten Protokolle an J. Baumgärtel. Diesem Antrag wird stattgegeben.

F. Quaas weist darauf hin, dass im Protokoll 8 im Abschnitt „heutige Programmpunkte“, wo es um ihre Anmerkung zur Diskussion über Weede geht, anstelle von „Protokoll 6“ „Protokoll 7“ stehen müsse. Weiterhin stellt sie klar, dass sie die Kritik von Maak in Frage stellt, aber nicht ablehnt. Dies bittet sie im Protokoll 8 (Abschnitt: „Vorstellung der Kritik von Thomas Maak“) zu berichtigen. G. Quaas möchte wissen, ob die von F. Quaas aufgeworfene Frage (Protokoll 8, Seite 3) nach der Deutung des moralischen Problems gelöst wurde.

F. Quaas entgegnet, dies sei nicht der Fall gewesen. Folglich empfiehlt G. Quaas die genannte Stelle im Protokoll 8, durch den Zusatz „das Problem besteht fort und wird nicht gelöst“, zu ergänzen. Es gibt keine weiteren Bemerkungen zum Protokoll 8.


Zu Beginn des Seminars soll nun die Phänomeneliste zu Altvater überarbeitet werden. F. Wilke hat sich mit der Kritik von D. Fauth zum Hauptartikel Altvaters beschäftigt, diese ins Wiki gestellt und wird sie im Verlauf des Seminars vorstellen. Des Weiteren wird J. Baumgärtel die Kritik von H. Gerstenberger vortragen, welche er vorbereitet und ins Leo gestellt hat. Das Losverfahren wird für diese Sitzung ausgesetzt.


G. Quaas richtet an alle Seminarteilnehmer die Frage, ob es Vorschläge zur Vereinfachung der Phänomeneliste gibt.
Die Seminargruppe einigt sich auf eine alphabetische Struktur. Den Hauptbegriffen „Kapitalismus“ und „Entbettung“ werden sämtliche Begriffe, die mit diesen in Zusammenhang stehen, untergeordnet.



Das Wort „kein“ wird bei „Kein Zusammenbruch/ Sicherungssysteme“ aus der Liste gestrichen.
Zusätzlich werden die Begriffe „Zusammenbruch/ Sicherungssysteme“ dem Phänomen „Kapitalismus“ als Unterpunkt zugeordnet (Kapitalismus, Zusammenbruch/ Sicherungssysteme des).
Inwiefern es sinnvoll ist die Phänomeneliste zu Radnitzky ebenfalls derart umzugestalten, sei laut G. Quaas zu überlegen. Das allgemeine Schweigen zu diesem Vorschlag wertet er als Zustimmung.
Des Weiteren beantragt G. Quaas die Streichung „Schumpeters“. M. Wildau fügt hinzu, „Schumpeter“ gehöre auf die Theorieebene. Folglich wird das Wort „Schumpeter“ gestrichen, so dass nur noch das Phänomen „dynamischer Unternehmer“ in der Liste bleibt.
Die Überarbeitung der Phänomeneliste abschließend beantragt F. Quaas die Aufnahme der Begriffe „Krise“ und „Profit“.
Das Einstellen der neuen Phänomeneliste zu Altvater in das Wiki übernehmen M. Karig und E.-M. Schenk.




G. Quaas lobt die in das Wiki eingestellte, detaillierte Kritik von F. Wilke. Danach übergibt er das Wort an F. Wilke.
F. Wilke stellt nun die Kritik von Fauth vor, mit der er sich eingehend beschäftigt hat. Zu Beginn erläutert er seine Vorgehensweise bei der Einteilung des Textes nach gewissen Kriterien (Phänomene-, Theorieebene und Fauths Alternativvorschlag zu Altvater). Seiner Meinung nach ist der von Fauth verfasste Text keine richtige Kritik an Altvater, sondern eher eine Darstellung bzw. Aufzeigung möglicher Alternativen zum Kapitalismus. Er stellt die zwei Theorien vor, derer sich Fauth in seiner Argumentation bedient. Zum einen sind dies religiöse Theorieelemente, zum anderen die Theorie der Freiwirtschaft (Gesell). In diesem Zusammenhang stellt F. Wilke die Verbindung der genannten Theorien zur Mainstream-Ökonomie her. Ihm sind kleine Fehler bzw. Ungenauigkeiten in Fauths Kritik aufgefallen, auf die er aber nicht näher eingeht. Fauth möchte seinen Alternativvorschlag einer idealen Gesellschaftsordnung, d.h. einer Welt ohne leistungslose Einkommen, mit den Instrumenten der Freiwirtschaft erreichen. Boden wird dabei auf eine ähnliche Art und Weise analysiert wie Geld. Laut F. Wilke schlägt Altvaters Kritik an Fauth, dass sich der Zins nicht abschaffen lässt, fehl. Fauths Vorschlag einer Freiwirtschaft impliziert keinesfalls eine Abschaffung des Zinses. Somit könnte die Frage aufgeworfen werden, ob er von Altvater möglicherweise nur falsch verstanden wurde. Dieser Meinung ist F. Wilke allerdings nicht, da Fauth die Theorie der Freiwirtschaft in seiner verfassten Kritik ausführlich erklärt hat.


G. Quaas eröffnet die Diskussion mit der Fragestellung, wie viele Ökonomen sich im Raum befinden. Daraufhin stellt sich A. Schubert die Frage, ab wann man Ökonom ist. Außerdem bittet er F. Wilke die Ausführungen Fauths zum Umlaufimpuls des Geldes noch einmal kurz zu erläutern.
M. Wildau möchte darüber hinaus wissen, was am System Fauths besser funktioniert, als an dem derzeitig existentem.
F. Wilke: Die Liquiditätsfalle bei niedrigem Zins wird im System der Freiwirtschaft verhindert. Der Zinssatz soll fallen können, auch gegen „0“.
G. Quaas: In Japan ist der Zins fast „0“. Sind dies alles Freiwirtschaftler in Japan? Um einen Zins von „0“ zu erreichen, muss nicht erst die Freiwirtschaft eingeführt werden. Kann dem zugestimmt werden, dass der Zins ein Wachstum bestimmt? Der Zins hat auf das Wachstum allenfalls einen negativen Einfluss, was empirisch bewiesen ist. Wenn der Zins steigt, wird das Wachstum gedämpft. Wachstum wird durch andere Dinge, als den Zins bestimmt.
F. Quaas: Der Nachfrageimpuls des Geldes beeinflusst den Wachstums-impuls.
G. Quaas: Einen Nachfrageimpuls gibt es nicht. Es gibt nur den Impuls, Geld zur Bank zu schaffen.
F. Wilke: Bei Fauth geht es nicht um eine Abwertung der Währung, sondern um eine Abwertung des Bargeldes.
G. Quaas: Der Zins wirkt empirisch nachweisbar anders, als es Fauth darstellt. Konkurrenz ist der Grund für Wachstum. Fauths These ist theoretisch und empirisch nicht haltbar. Die These, dass nur Arbeit Werte schafft, ist G. Quaas sympathisch.
F. Quaas: Der Zins ist nichts anderes als der Preis des Geldes. Warum soll Geld diesen Preis haben? In vielen Theorien lassen sich Gegenargumente gegen Gesells Idee, Geld mit einem Umlaufimpuls zu versehen, finden. Gesell hat sich zwar etwas dabei gedacht, es hat aber nicht funktioniert. Die Idee Gesells ähnelt Couponschneiderei. Das Bargeld verliert seinen Wert und ist irgendwann nicht mehr brauchbar. Nicht die gesamte Währung ist davon betroffen, sondern nur das Bargeld.
M. Wildau: Fauth schreibt, dass eine globale Demokratie eine Alternative darstellt.
G. Quaas: Dies ist eine ziemlich verlockende Theorie. Allerdings ist sie theoretisch und empirisch nicht haltbar.
F. Quaas: Aus Geld mehr Geld zu machen lehnt Fauth ab, aber negative Zinsen, in Form einer Rückhaltegebühr zur Sicherung des Umlaufs von Guthaben, hält er für zulässig. Diese Argumentation ist nicht haltbar.

BILD 1

A. Schubert: Wenigstens gibt es Menschen die darüber nachdenken, dass das System, so wie es jetzt ist, nicht das non plus ultra ist. Es gibt aber genügend Menschen, die dies noch nicht einmal erkannt haben.
M. Wildau: Die am G8-Gipfel Beteiligten werden sich auch Gedanken gemacht haben.
A. Schubert: Stellt sich nur die Frage, worüber.
G. Quaas: Revolutionäre Experimente erzeugen mehr Leid als man verhindern wollte.
A. Schubert: Der Leidensdruck ist für die Welt noch nicht hoch genug, als dass sich etwas ändern würde.
E.-M. Schenk: Der Leidensdruck ist zwar hoch, aber es ist kein unmittelbarer Rückkopplungseffekt da.
C. John: Aber gibt es etwas Besseres?
E.-M. Schenk: Nur weil es zurzeit nichts Besseres gibt, muss das was da ist noch lange nicht gut sein. Insgesamt muss sich etwas tun (Stellschrauben).
G. Quaas: Die Gefahr von Unruhen, Revolten ,Revolution besteht ständig.
E.-M. Schenk: Es braucht viel, bis jemand über eine Revolution nachdenkt. Solange alles einigermaßen funktioniert, ist man zufrieden.
G. Quaas: Es wird kein totaler Systemwechsel benötigt. Es sollte sich darauf konzentriert werden, die Dinge zu verändern, die wir bereits erkannt haben.
M. Wildau: Es beraten immer nur diejenigen, die mit dem Status quo zufrieden sind. Ihnen ist es wichtig, den gegenwärtigen Zustand zu wahren und eine Revolution zu verhindern.
G. Quaas: Man stelle sich vor, in Afrika das System von Gesell einzuführen.
F. Quaas: Ich beantrage die Begriffe „Wachstum“ und „Freiwirtschafts-experiment“ in die Phänomeneliste aufzunehmen.
G. Quaas: Altvaters These, dass das System auf endlichen fossilen Brennstoffen aufbaut, müsste diskutiert werden. Wie kann man einen Bogen zu Radnitzky schlagen?
M. Wildau: Der Unterschied zwischen Altvater und Radnitzky besteht darin, dass Radnitzky darüber nachdenkt, wie erreicht werden kann, dass sich das System noch schneller dreht. Altvater meint hingegen, das System drehe sich bereits zu schnell und er überlegt, wie der Kapitalismus eingedämmt werden kann.
F. Quaas: Dem würde ich zustimmen. Die liberalen Theorien sind deswegen so großzügig, weil sie denken, sie stehen auf der sicheren Seite.
G. Quaas: Bei Altvater existiert ein Technikpessimismus. Auf andere Brennstoffe umzusteigen ist nicht nur möglich, sondern bereits im Gange.
A. Schubert: Aber wie wirkt dies? Warum muss man überhaupt etwas verbrennen?
M. Wildau: Was wäre eine Alternative? Auf einem Pferd zu reiten?
A. Schubert: Solarenergie ist eine Alternative!
M. Wildau: Mit dem Strom von Wind und Sonne lässt sich schlecht planen.
Q. Quaas: Im kalifornischen Silicon Valley wurden Fahrzeuge entwickelt, die mit Batterien fahren, und somit auch Solarstrom nutzen können. Diese sind allerdings sehr teuer.
A. Schubert: Der Trend geht immer dahin, dass man bei irgendjemandem möglichst viel konsumieren muss.


Abschließend verweist F. Quaas auf das Programm für die Veranstaltung am 28. Juni 2007 und beendet damit die Sitzung dieses Hauptseminars.
J. Baumgärtel bereitet sich auf die Altvater-Kritik von H. Gerstenberger und N. Schenker auf die von U. Kazmierski vor.



eingestellt am: 03:50, 21. Jul 2007 (CEST), M.Karig