Protokoll der Diskussion zur Ausarbeitung „Geld im Umfeld des ZB Systems & Free Banking“ von A. Erdmann

 

Anwesenheit: F. Quaas, A. Penetrante, J. Tomaschky, C. Pferner, A. Erdmann, R. Wießner, S. Najort, R. Koch, K. Zalewski, J. Hochscherf, M. Roßerg, I. Zeidler, G. Quaas

 

Protokoll:

Nachdem kurz über die Korrektur zum letzten Protokoll gesprochen wurde, entschieden sich die Teilnehmer dazu, in der aktuellen Sitzung die Ausarbeitung von A. Erdmann zu besprechen und mit der Analyse des Artikels „Geld-, Kapitalmärkte und Wohlfahrt: Eine Wirkungsanalyse der Target2-Salden“ von Sell und Sauert fortzufahren.

 

In ihrem Statement kritisierte R. Koch die Ausarbeitung von A. Erdmann zum Free Banking, da ihrer Meinung nach die wirtschaftliche Macht aus der Unabhängigkeit der EZB rührt und nicht auf Grund der Monopolstellung. Des Weiteren sah sie Schwachpunkte in der angestrebten Inflationsrate von Null Prozent und gab zu bedenken, dass die Annahme eines informierten Bürgers auf Grund der Informationsasymmetrien kritisch zu sehen seien. Aus diesen Argumenten schloss sie, dass im Augenblick eine Umsetzung des Free Banking Systems im Chaos enden könnte und danach kaum auszuführen ist. S. Najort ergänzte die kritische Auseinandersetzung mit der Inflationsrate, indem sie darauf hinwies, dass die bisher angestrebten zwei Prozent auch Messfehler beinhalten würden. I. Zeidler sah darüber hinaus die Problematik, dass dem Wirtschaftskreislauf Geld entzogen werden könnte, da den Menschen durch eine fehlende Inflation der Anreiz genommen wäre, dass Geld sofort wieder in den Wirtschaftskreislauf einzubringen, indem sie es in der Bank anlegten. A. Erdmann sah darin keine Problematik, da das von ihm erstellte Szenario auch weiterhin ein Sparzins enthielt. G. Quaas ergänzte dies mit dem Argument, dass einen Sparzins sehr hoch sein müsste, damit die  Inflationsrate bei null Prozent liegen würde.

A. Penetrante sah darin die Gefahr der Deflation. A. Erdmann erklärte, dass die Geldmenge nach der realen Wirtschaftsleistung wachsen würde, sodass so keine Geldentwertung entstehen könnte. I. Zeidler bekräftigte daraufhin sein Argument, dass die Leute ihr Geld nicht mehr in den Wirtschaftskreislauf bringen würden auf Grund des nicht entstehenden Schadens durch die liquide Haltung. G. Quaas hielt dagegen, dass eine Geldhaltung bei hohen Sparzinsen auch Opportunitätskosten beinhalten und folglich ein Anreiz gegeben wäre, das Geld zur Bank zu bringen. I. Zeidler wies darauf hin, dass zu hohe Sparzinsen jedoch die Investitionstätigkeiten verhindern würden. A. Erdmann räumte diese geringere Investitionstätigkeit ein, sah darin aber auch einen Vorteil, da so nur nachhaltige Investitionen gefördert würden und seiner Meinung nach die hohen Zinsen zu einem geringeren Konsum und höherer Ersparnis führen würden. Nach der Meinung von K. Zalewski war diese Betrachtungsweise einseitig und kurzfristig. Sie gab zu bedenken, dass eine Inflationsrate von zwei Prozent als „Schmiermittel“ der Wirtschaft gilt, da bei konjunkturellen Abschwüngen Lohnzugeständnisse schwierig durchzusetzen wären. Folglich wäre eine Inflation bei realen Lohnsenkungen hilfreich. Des Weiteren sah sie nach der Theorie der Überinvestitionen die Problematik, dass aufstrebende Länder auf niedrige Zinsen angewiesen seien, um die Investitionstätigkeit anzuheizen. J. Hochscherf warf ein, dass er das Argument von A. Erdmann bezüglich der Transaktionskosten nicht für schlüssig hielt. Er sah weiterhin die Schwierigkeit, dass die Transaktionskosten steigen würden, wenn jede Bank ihr eigenes Geld vertriebe. Auch ein bargeldloser Transfer könnte seiner Meinung nach das Problem nicht lösen. A. Erdmann entgegnete, dass eine elektronische Wertkasse automatisch zu jeder Währung umgerechnet werde, auch auf den Einwand von C. Pferner, die Umrechnungsschwierigkeiten bei Preisausschreibungen sah, erwiderte  er mit dem Argument der digitalen Preise.

 

I. Zeidler meinte daraufhin, dass sich auch in diesem möglichen Free Banking System eine Währung durchsetzen würde. Dieser Aussage schlossen sich J. Hochscherf und A. Erdmann an, letzterer ergänzte jedoch, dass im Unterschied zur jetzigen Situation die Banken im neuen System denselben Herausforderungen ausgesetzt wären wie Unternehmen. I. Zeidler setzte sich im weiteren Verlauf der Diskussion mit dem Szenario auseinander, dass falls drei bis fünf Banken nach der natürlichen Selektion übrig blieben, es in einer Krise zur Geldflucht kommen könnte. Die Banken könnten daraufhin pleitegehen, was zu einer Verringerung des Vermögens führen würde. A. Erdmann verwies darauf, dass hohe Reserven diesen Vermögensausfall verhindern würden. J. Hochscherf schloss daraus, dass eine 100 prozentige Deckung notwendig wäre, um einen solchen Ausfall zu verhindern, dies aber Kredite und folglich Innovationen verhindern würde. A. Erdmann entgegnete darauf, dass eine Einführung von Festgeld dies verhindern könnte. J. Hochscherf sah da jedoch die Schwierigkeiten der Zeitkomponente. So könnte Geld für zwei Jahre angelegt werden, während Kredite für Innovationen eine Laufzeit von zehn Jahren betragen würden.

 

F. Quaas verwies im Folgenden auf den Baader Text über die Geldspinner und stellte die allgemeine Frage an die Teilnehmer, ob es notwendig wäre Geld zu spinnen, um eine Wirtschaft am Laufen zu halten. G. Quaas ergänzte die Frage mit der Überlegung, ob es haltbar wäre, wenn die Banken ein 100 prozentiges Eigenkapital halten müssten. Seiner Meinung nach wäre es zu erwarten, dass bei einer Deckung von 100 Prozent die Bankenkunden gezwungen wären, hohe Sicherheitsgebühren auf ihre Einlagen zu zahlen. R. Koch schloss sich dieser Überlegung an und schlussfolgerte, dass keine Sparer ihr Geld mehr zur Bank bringen würden, da so keine Sicherheitsgebühren anfielen. G. Quaas ergänzte, dass es bei der Kreditvergabe zu Schwierigkeiten kommen könnte und sah am Beispiel der Fristigkeiten die Fragilität des Systems. Würde beispielsweise jemand seine Kredite nicht zurückzahlen können, wäre der Systemzusammenbruch eine Folge. A. Erdmann widersprach der Aussage, dass es zu keinen Krediten kommen würde. Auch bei längeren Fristigkeiten, wäre eine Vergabe nach ihm möglich. Dazu erläuterte er, dass bei einer längerfristigen Kreditvergabe immer neue Ersparnisse durch die Einlagen der Bürger in das System gelangen würden, sodass Kunden, die ihr Geld früher abziehen wollen, durch die Einlagen der anderen Kunden bedient werden könnten. G. Quaas sah bei dieser Überlegung die Schwierigkeit der Haftungspflicht, die dazu führen würde, dass die Banken ihre Währungen nicht weitergäben. Letztlich würde auch dieses System wieder eine Wertpapierdeckung bei Krediten mit langen Fristen beinhalten.

 

F. Quaas bemerkte, dass nach dem Free Banking System die Funktion des Geldes auf die Aufbewahrungsfunktion reduziert wäre. Dies sei jedoch mit hohen Kosten verbunden, da Tresore gebaut werden müssten. Das heutige System sei damit eine Weiterentwicklung. C. Pferner schlussfolgerte aus der Annahme, dass bei einer Reduktion auf die Aufbewahrungsfunktion sich der Wettbewerb zwischen Banken  nur noch darauf konzentrieren würde, welche Bank das Geld zu den geringsten Kosten lagern könnte. I. Zeidler schlug eine Erweiterung vor, indem eine Deckung erreicht werden könnte, wenn die Banken gegenseitig füreinander haften würden, sodass die Krisenanfälligkeit vermindert wäre. G. Quaas erklärte daraufhin, dass eine solche Haftung bereits nach der Wirtschaftskrise bestünde.  Desweiteren verwies er auf die Möglichkeit einer Versicherung.   A. Penetrante fragte sich im Anschluss, ob die Versicherungen überhaupt gewillt wären diese Risiken zu übernehmen. F. Quaas erwiderte, dass sich in diesem Fall der politische Wille durchsetzen müsste. Für G. Quaas war des Weiteren die Formulierung aus dem Text nicht eindeutig, ob nach dem derzeitigen System ein Verbot zur Annahme von anderen Währung herrsche. Er stellte fest, dass innerhalb einer Währungsgemeinschaft die Pflicht bestünde die offizielle Währung anzunehmen, es wäre jedoch nicht verboten auch eine andere anzunehmen. Folglich herrsche auch im jetzigen System eine Konkurrenzmöglichkeit. Aus der Taget2 Thematik und der gleichbleibenden Geldmenge schließe er jedoch, dass  der Euro bei den deutschen Unternehmen ein hohes Vertrauen genieße.

 

Für A. Penetrante wurde aus dem Text von A. Erdmann nicht ersichtlich, welche politischen Ziele die EZB verfolge und inwieweit solche Ziele wirklich politisch seien. Seiner Meinung nach wäre politisch gleichbedeutend mit Macht und die beschriebenen Ziele hätten nichts mit Macht zu tun. A. Erdmann entgegnete, dass beide Ziele, die in seiner Ausführung beschrieben wurden, politisch seien. Die EZB jedoch seiner Meinung nach nicht für die Konjunktur verantwortlich wäre. A. Penetrante  widersprach diesem Argument, da die EZB seiner Auffassung nach nicht politisch, sondern unabhängig sei und folglich keine politischen Ziele verfolgen dürfte. F. Quaas erklärte, dass die EZB auch die Funktion einer Politikberatung wahr nehmen würde, sodass die Geldwertstabilität durchaus auch politisch konnotiert wäre. A. Erdmann verwies daraufhin auf Milton Friedman, nach dem die politischen Ziele nichts mit der EZB zu tun haben sollten. F Quaas hielt fest, dass bereits historische Erfahrungen mit dem Free Banking System vorliegen. Demnach soll es immer wieder kleinere Gruppierungen gegeben haben, die Freigeld entwickelten. Diese Systeme konnten sich jedoch nicht durchsetzen, weil es immer Tendenzen zur Monopolisierung gab. Sie fuhr auch die Problematik der Korruption an und schloss daraus, dass die Umsetzbarkeit sehr schwierig sei. A. Erdmann  sah hingegen in den erweiterten Technologien das Potenzial einer möglichen Umsetzbarkeit. G Quaas brachte das Beispiel der Bank of England. So musste das Königreich von England bei dieser Bank erhebliche Kredite aufnehmen, um den Krieg gegen Frankreich zu finanzieren. Die Bank of England sah sich aus diesem Grund in einer Machtposition und konnte Zahlungsprivilegien durchsetzen. Tomaschky schlug daraufhin vor einem solchen Machtstreben durch Kartellverbote entgegenzuwirken. A. Erdmann sah hingegen eine Möglichkeit zur Vermeidung, indem den Haushalten eine zu ausufernde Verschuldung verboten werden sollte. G. Quaas sah bei diesem Vorschlag das Problem der Umsetzbarkeit, da solche Autoritäten nicht existieren würden. Des Weiteren sei bereits eine Inflationsrate von null Prozent in der Geschichte angestrebt worden. Vor und während der Weltwirtschaftskrise in den USA, wo die Banken abgekoppelt vom wirtschaftlichen Leben agierten. Dies führte nach der Meinung von G. Quaas zu einer Hortung von Gold durch die FED. Während der Wirtschaftskrise seien so eigene Banken pleitegegangen und die harte Geldpolitik habe die Krise unnötigerweise verlängert. Die damalige Zinspolitik hätte zur Gefahr der Deflation geführt, sodass Firmen insolvent gingen, da sie ihre Produkte zu einem Preis verkaufen mussten, der ihre Kosten nicht deckte. Daher sei G. Quaas der Auffassung, dass eine Inflation von zwei Prozent die Deflationsspirale verhindern würde.  Im Anschluss führte F. Quaas an, dass die Quantitätsgleichung eine Identität sei, die sich a priori durchsetze. Sie gab daraufhin den Hinweis noch einmal über die Debatte zwischen Hayek und Friedman nachzudenken und die Kontroversen in der Überinvestitionstheorie auszuarbeiten. 

 

 

Ergänzende Diskussion zu Sell und Sauer

 

G. Quaas begann mit der Diskussion, indem er auf das Hayeksche Dreieck verwies, welches im Artikel von Sell und Sauer auf Seite 52 näher beschrieben wird. J. Hochscherf schloss daraufhin die Erkenntnisse aus der Vorlesung zusammen und wiederholte ein Zitat, welches besprochen wurde. Demnach steigt im Sinne des Hayekschen Dreiecks die Arbeitslosigkeit durch einen zusätzlich nachgefragten Mantel, da dadurch zusätzliche Produktionsstufen entstünden. J. Tomaschky ergänzte diese Ausführung  und erläuterte, dass eine Steigerung der Arbeitslosigkeit aus der Lagerhaltung eines solchen hergestellten Mantels folgen würde. G. Quaas leitete daraufhin die Diskussion auf die Interpretation der Kurven auf Seite 54. Er begann mit der Ausführung der Kurve, die die Bewegung auf dem Kapitalmarkt wiederspiegelt. Nach G. Quaas könnte S ungleich I sein, wenn es sich um offene Volkswirtschaften handeln würde oder wenn es einen Staat gebe. In dem Modell wäre jedoch eine geschlossene Volkswirtschaft angenommen, dennoch würden S und I verschieden in Abhängigkeit des Zinssatzes liegen. G. Quaas ergänzte seine Erläuterungen mit der Definition von S. Nach ihm wäre die Ersparnis alles, was vom Output nicht konsumiert wird. Somit handelte es sich bei den Einlagen auf den Banken nicht um Ersparnisse und käme es zu einem Ungleichgewicht zwischen I und S würde die Geldmenge steigen.

 

Als zweites betrachtete G. Quaas die Produktionsmöglichkeitenkurve. Er bemerkte, dass es sich nun in der Kurve um Ersparnisse handelte und nicht mehr um die Geldmenge. Dies bewertete er als kritisch, da er keine Verbindung zum Kapitalmarkt sah. Seiner Meinung nach würde auf dem Geldmarkt gespart und investiert werden, da jedoch durch die höheren Investitionen auch mehr produziert werde, müssten folglich seiner Meinung nach auch Preise berücksichtigt werden. Somit läge der Gleichgewichtspunkt in Abhängigkeit des Zinssatzes.  An die Teilnehmer stellte er daraufhin die Frage, warum die Produktionsmöglichkeitenkurve konkave wäre. I. Zeidler beantwortete die Frage mit dem Hinweis, dass es sich bei der Kurve um den Grenznutzen handeln würde. Auf die Frage von G. Quaas, ob die Achsenbeschreibung die Wertgrößen oder die physischen Größen angeben würde, entgegnete J. Hochscherf, dass es wohl Wertgrößen seien, da an die vertikale Achse ein Teil des Hayekschen Dreiecks abgebildet wäre und dieses auch Werte beinhalte.

 

G. Quaas stellte die Kosumgleichung mit C= Y-S auf und meinte, dass durch eine Verringerung des Konsums, die Investitionen steigen würden. Aus den Graphen entnahm er zudem, dass wenn die Investitionen abnahmen, so auch die Ersparnisse sanken, was wiederum nach ihm auch zu einer Konsumsenkung führen müsste. G. Quaas Meinung nach, würden so die Graphen einen linearen wie auch nicht linearen Zusammenhang wiederspiegeln, was nach ihm nicht möglich sei. Im Anschluss an diese Ausführung stellte er den Teilnehmern die Frage, ob ein linearer Verlauf anstatt des konkaven etwas an der Interpretation ändern würde. C. Pferner erläuterte, dass ihrer Meinung nach das Sparverhalten und das Konsumverhalten nicht proportional zueinander verlaufen könnten, da ein Grundkonsum existiere. G. Quaas erläuterte daraufhin, dass sich die Produktionsmenge nicht ändern dürfte, folglich würde immer dieselbe Menge produziert werden bei einem unterschiedlichen Verhältnis von Konsum zu Investitionen. 

 

Weil an dieser Stelle einige Verständnisschwierigkeiten bei den Teilnehmern entstanden, schlug G. Quaas vor, den Text bei der nächsten Sitzung noch einmal gemeinsam zu lesen. Darüber hinaus wird in der nächsten Diskussionsrunde das Demokratieproblem nach Frey ein weiteres Mal aufgegriffen. 

 

Protokollantin: K. Zalewski