Kurz-Protokoll zum Erwägungsseminar „Globalisierung“ 7. Sitzung (27.05.2008)

 

Moderation: F. Quaas

 

1.Vorschlag der Tagesordnung (wie beschlossen; siehe unten)

 

2. Beschluss-Kontrolle und Hinweise

 

Aufgaben:

Ferger Papier: in redaktioneller Bearbeitung

Erwägungstafel zu Blum: in redaktioneller Bearbeitung

 

Änderungen am 6. Kurz-Protokoll den Satz „Leider blieb weitgehend unklar…“ betreffend: „Leider“ wird ersetzt durch „Es“; „die Bereitschaft nicht vorliegt“ wird ersetzt durch „als schwierig empfunden wird“.

 

3. Das Papier von Hannes Hübener. Der Autor schickt voran, er hätte den Text etwas weniger polemisch formulieren und sein Verhältnis zu Marx differenzierter darstellen sollen. Ausgehend von der Frage, wieso die Vernunftbegabtheit des Menschen negiert wird, wenn man anerkennt, dass Handlungen der Naturgesetzlichkeit unterworfen sind, verlagert sich die Diskussion schnell auf die gesellschaftliche Ebene, die aber auf die Menschen ähnlich entfremdend wirke. Der Kerngedanke des Papiers wurde darin gesehen, dass im Rahmen des Kapitalismus ethische Überlegungen nichts bewirken können. Es sei eine grundsätzlichere Kritik vonnöten, die über bloße Aufklärung und moralische Appelle hinausgehe. Das von Hübener gesehene Problem wurde in der Frage zusammengefasst: Wie ist Ethik möglich in einer Welt, die moralische Entscheidungsspielräume ausschließt? Von der restlichen Gruppe wurde bezweifelt, dass das der Fall ist. Schon die alltägliche Erfahrung zeige, dass jeder Mensch einen Handlungsspielraum habe und sich hin und wieder entscheiden müsse. Dabei spiele Moral und Ethik eine unterstützende Rolle.

 

4. Kurer-Kritik

 

Statement von Georg Quaas. Es wurde darauf hingewiesen, dass Kurer ebenfalls die mangelhafte Unterscheidung zwischen deskriptiven und normativen Aspekten der ökonomischen Theorie bei Ulrich rüge, darüber hinaus aber noch zwischen dem HO-Modell und dem Rationalitätsbegriff unterscheide ((5)). Der Rationalitätsbegriff werde am Nutzen festgemacht, wobei dieser Begriff so weit gefasst werden könne, dass auch der Altruismus damit erklärt werden könne.

 

Ein Problem wurde darin gesehen, dass Kurer von einer „konventionellen Marktanalyse“ spreche und glaube, dass die darunter fallenden Gegenstände nur einen beschränkten gesellschaftlichen Bereich einnähmen ((7)). Dem widerspreche die Meinung und die historische Erfahrung, dass sich dieser Bereich immer mehr ausdehne.

 

Die Diskussion konzentrierte sich vor allem auf den Ökonomismusbegriff und die Frage, ob Kurer zurecht die Gegenstandslosigkeit und Wirkungslosigkeit des Ulrichschen Ansatzes rüge. An jenem Begriff wurden aufgrund des HA ((3)) zwei Aspekte herausgearbeitet: (i) die Ableitung von Handlungsempfehlungen aus deskriptiven Behauptungen (aus dem angeblich existierenden normativen Aspekt der ökonomischen Logik und Axiomatik) und (ii) die Übertragung ökonomischer Modelle und Methoden in andere Wissenschaftsdisziplinen (ökonomischer Imperialismus). Selbst wenn man den Ökonomismus-Begriff so umfassend versteht, konnte die Position von Kurer verteidigt werden, die besagt, dass sich aus den Annahmen der neoklassischen Ökonomie kein „Ökonomismus“ herleiten lasse ((7)). 

 

Kurer irre sich allerdings darin, dass Ulrich einen Strohmann konstruiere: Die alternative Ethik-Konzeption wurde im Seminar bereits des öfteren identifiziert.

 

Abschließend wurde geklärt, welche Position Kurer höchstwahrscheinlich selber einnehme, und zwar anhand von ((17)) und ((18)). Kurer gehe es um eine Wirtschaftsethik, die versuche, ethische Gesichtspunkte in der Wirtschaft zur Geltung zu bringen. Die Reflexion angeblich vorhandener normativer Strukturen in der ökonomischen Theorie könne dies nicht leisten.

 

5. Beschlüsse:

Zum nächsten Seminar soll die Replik unter den Gesichtspunkten der bislang behandelten Themen und Kritiken (nach freier Auswahl) gelesen werden.

Überarbeitung und Einreichen des Hübener-Papiers zum Veröffentlichen.

 

 

Protokollant:

G. Quaas