Kurzprotokoll zum Erwägungsseminar „Globalisierung“ 6. Sitzung (22.11.2013)

 

Anwesende: siehe  Liste

 

Moderation: niemand

 

Protokoll: niemand

 

Tagesordnung:

 

1. Protokoll der fünften Sitzung

 

2. Interpretation des Kapitels 3

 

3. Interpretation des Kapitels 4

 

4. Festlegungen

 

 

Zu 1: Keine Änderungen.

 

Eine Umrechnung der internationalen Schulden in Reichsmark macht deutlich, dass die ursprünglichen Reparationsforderungen von 132 RM keinesfalls einen nur symbolischen Wert hatten: Wenn vergleichsweise kleine Beträge unter den Siegermächten nur abgestottert werden konnten, so war es für den Kriegsverlierer erst recht nicht möglich, diese Maximalforderung zu erfüllen. Selbst die reduzierten Beträge von ca. 2 Mrd. pro Jahr (Dawes- und später der Young-Plan) dürften ins Gewicht gefallen sein.

 

Zu 2: Björn fragt in seinem Statement, inwiefern Abwertung als Maßnahme gegen Deflation betrachtet werden kann (in Zusammenhang mit dem Argentinienbeispiel S.129 ff.). Es wird herausgearbeitet: das Aufrechterhalten der Inlandspreise. Die exportfördernde Wirkung ist allen klar. Außerdem beeinflussen Abwertungen, wenn sie von einem großen Land oder von vielen Ländern ausgehen, den internationalen Preis negativ.

 

Erörtert wird die Stelle auf S.126, wonach Australien auch nach Aufgeben des Goldstandards durch Großbritanien an dem ungünstigen Wechselkurs zum Pfund (30,25 Prozent Aufschlag) festhielt. Vermutlich hätte der australische Dollar gegenüber dem Pfund aufgewertet, wodurch die Exporte nach GB und seine Dominions erschwert worden wäre; der australische Dollar band sich an eine eventuelle Abwertung des Pfund und behielt die bereits bestehende Abwertung der eigenen Währung bei. Dadurch lagen die inländischen Preise über den Pfund-Sterling-Preisen (Abbildung 4). – Dass das britische Pfund auch nach der Aufgabe des Goldstandards überbewertet war, sieht man an den Preisen in Gold (ebd.).

 

In Australien war es offenbar möglich, die durch die Deflation den Unternehmen aufgebürdete Belastung teilweise auf die Arbeitnehmer abzuwälzen (10-prozentige Lohnkürzung, S.128).

 

Der Markt reagiert nach Kindleberger nicht so symmetrisch, wie man es in der Theorie erwartet. Die Asymmetrie entstehe durch Geldillusion (Arbeitnehmer orientieren sich kurzfristig am Nominallohn, nicht am Reallohn), Zölle, Kontingentierungen und Abwertungen (133).

 

Als strukturelle Deflation bezeichnet Kindleberger eine allgemeine Senkung der Preise, die durch ein Überangebot zustande kommt. Dagegen kommt eine monetäre Deflation durch eine Erhöhung des Goldwertes (Produktionskosten des Goldes) zustande. Da fast alle Länder einen Goldabfluss zu beklagen hatten, darf man auf eine Knappheit schließen, die ebenfalls den Goldpreis in die Höhe treibt.

 

Zu 3: Das Statement zum vierten Kapitel gibt Axel. Er stellt die Frage in den Raum, warum die Fed nicht in der Lage war, die Börsenspekulation (mit einer Erhöhung des Diskontsatzes auf 6 Prozent) zu bremsen.

 

Die Fed nahm Rücksicht auf den internationalen Kapitalmarkt, insbesondere auf die Bank of England, die sowieso schon unter einem Goldabfluss litt: bei einer Erhöhung des Diskontsatzes in den USA wäre noch mehr Kapital dorthin abgewandert. Des Weiteren waren die Farmer hoch verschuldet; höhere Zinsen hätten den Schuldendienst noch schwerer gemacht. Unabhängig davon war allein schon der Versuch, die Spekulation zu bremsen, sinnlos, da an der Börse 10 Prozent und mehr verdient werden konnte.

 

Der Diskontsatz bestimmt den Zinssatz für Tagesgeld (warum? Das wurde nicht gefragt…) Der Markt für Tagesgeld wurde von US-Firmen sowie von ausländischen Anlegern bedient, die glaubten, dass ihr Geld hier besonders sicher sei, da man es am selben Tag zurückbekommt. Im gleichen Maße waren Bankkredite, die über den Diskontsatz von der Fed kontrolliert werden können, überflüssig.   

 

Es wurde auf die Ähnlichkeit dieser Situation mit den Kreditbedingungen auf dem deutschen Markt hingewiesen: Kreditverdrängung (H. W. Sinn).

 

Kindleberger sieht kein Problem in der Börsenspekulation an sich, sondern in der kreditfinanzierten Börsenspekulation.

 

Erklärt wird der Spekulationsmechanismus nach Galbraith: Spekulanten nehmen bei Banken oder Maklern Kredite auf und kaufen dafür Aktien, die sie als Sicherheit hinterlegen müssen. Fällt der Aktienkurs, müssen sie die Differenz zwischen Kredit und Aktienwert ausgleichen (Einschüsse). Um sich Geld zu verschaffen werden Aktien verkauft. Das senkt den Aktienkurs noch mehr.

 

Der Zusammenbruch der Frankfurter Allgemeinen Versicherungs-AG wäre ein schönes Hausarbeitsthema. 

 

Im folgenden Text wird beschrieben, wie sich der Börsencrash auf die Realwirtschaft auswirkt. Doch das ist Thema des nächsten Seminars.

 

Zu 4: Das vierte Kapitel gründlich lesen. Wer möchte: das fünfte Kapitel (wird bereitgestellt).

Es wird beschlossen, sich kurz vor Weihnachten einen Film über den Börsencrash anzusehen.

 

Protokollant:

G. Quaas