Protokoll zum Erwägungsseminar „Globalisierung“ 6. Sitzung (20.05.2011)

 

Anwesende:  Siehe Liste

 

Moderation: G.Quaas

 

Protokoll: niemand

 

 

Tagesordnung:

 

1. Bestätigung des Kurzprotokolls der 5. Sitzung

 

2. Diskussion des 4. Kapitels

 

3. Diskussion des 5. Kapitels

 

4. Aufgaben für die nächste Sitzung

 

Die vorgeschlagene Tagesordnung wird gebilligt.

 

Zu 1: Bestätigung erfolgt. Einheitliche Verwendung der Namen wird angemahnt.

 

Zu 2. Diskussion zum 4. Kapitel. Ausgelost wird L.Wiengarten. Sie konstatiert, dass im 4. Kapitel nochmals die Interaktion zwischen Innenpolitik und Freihandel thematisiert wird. R.Scholz präzisiert, dass unter dem GATT die Innenpolitik Vorrang hatte, während unter der WTO der Freihandel dominiert. C.Behnisch unterstreicht diese Position. R.Scholz ergänzt, dass im Text unklar bleibe, welche negativen Wirkungen der Außenhandel habe. K.Müller bezweifelt, dass unter dem GATT-Regime jemals Freiwilligkeit herrschte. F.Quaas stimmt dem zu, da die Zäsur zwischen beiden Phasen von Rodrik zu scharf gezogen werde. R.Scholz sieht außer institutionellen keine Unterschiede zwischen GATT und WTO. Th.Krause verweist auf die Differenzierung zwischen Güter- und Kapitalverkehr, die aber nach R.Scholz erst im 5. Kapitel berührt werde. Er wirft die Frage auf, ob die fortschreitende technische Entwicklung nicht ähnliche Umverteilungseffekte wie der Freihandel zeitige, und zwar aus genau dem gleichen Grund (Freisetzung von Arbeit wegen Umstrukturierung). K.Müller meint, dass beim technischen Fortschritt die freiwerdende Arbeit besser wieder aufgenommen werden könne als beim Freihandel, Rodriks Argument sei jedenfalls, so Th.Krause, dass der technische Fortschritt keine so negative Eigendynamik wie der Freihandel entfaltet, wobei dieses Argument nicht weiter begründet wird. R.Scholz wirft ein weiteres Problem auf: Wenn die Liberalisierung einstmals vollständig realisiert sein wird, gibt es dann noch negative Effekte des Außenhandels? K.Müller argumentiert, dass wir dann eine noch höhere Spezialisierung hätten und die Umverteilungseffekte noch größer sein müssten. Rodrik mache am klassischen Handelsmodell klar, dass es auch Probleme aufwerfe. R.Scholz erklärt sich bereit, in der nächsten Sitzung eine Diskussionsgrundlage zum Artikel „The rush for free trade in the developing world…“ zu geben. Th.Krause weist auf die Neutralisierungsstrategie von Argumenten gegen den Freihandel hin. G.Quaas auf soziale Argumente für den Freihandel, wie das Beispiel der verbilligten Lebensmittel auf dem amerikanischen Markt. F.Quaas verweist im Zusammenhang auf die von Rodrik nach dem Maß der Umverteilung unterschiedenen Kapitalismen auf Michel Albert: „Capitalisme contre capitalisme“. Zum Abschluss der Diskussion zum 4. Kapitel wird die Analysetafel ausgefüllt.

 

Zu 3. Diskussion zum 5. Kapitel. Das Statement gibt K. Müller. Hier handele es sich um eine Beschreibung der Finanzmärkte und in diesem Zusammenhang, wie sich das Bewusstsein der Eliten zugunsten eines freien Finanzmarktes gewandelt habe. Er hob die Erklärung der Asienkrise durch das Modell des Banken-Runs hervor. R.Scholz nahm die Beschreibung des Auslösers für einen Rückzug des Kapitals von einem Land (Zögern einiger Kreditgeber) als Ansatzpunkt dafür, dass darin nicht die Ursache bestehen könne. Es entspann sich eine heftige Diskussion um die folgenden Fragen: In welcher Situation treten Runs auf? Brauchen wir zur Erklärung die Theorie der rationalen Erwartungen? Oder nur der Erwartungen? Wird dieser Begriff überhaupt von Rodrik verwendet? G.Quaas versucht die Fragestellung zu verlagern: Der Vergleich zwischen Banken und Ländern bestehe aus zwei Beziehungen; Banken haben mit den Ländern mit freiem Kapitalverkehr gemeinsam, dass es eine strukurell verankerte Möglichkeit gibt, von einem Run betroffen zu werden. Im Falle der Banken gibt es jedoch im Unterschied zu den Ländern Vorkehrungen gegen dieses Risiko (Vereinbarungen unter den Banken, Versicherungen, Staatsgarantien). In der folgenden Diskussion fällt auf, dass Rodrik in diesem Zusammenhang den IWF als Lender of the last resort (F.Quaas) ausspart. Es wird vermutet, dass die einseitige Orientierung des IWF auf Liberalisierung der Grund dafür ist. Außerdem scheint die Vermutung Rodriks, dass der klassische Banken-Run der Vergangenheit angehöre, eher unbegründet (F.Quaas), was aber auch an seiner stark wertenden Stilisierung der beiden Phasen Bretton Woods („Goldenes Zeitalter der Globalisierung“) und Nach-Bretton Woods (Übergang zur Hyperglobalisierung mit Finanzeskapaden) liegen könne.  

 

Zu 4. In der nächsten Sitzung werden die beiden Ergänzungen zur Analysetafel kritisch unter die Lupe genommen. R.Scholz wird Rodriks Artikel vorstellen. C.Behnisch stellt ihren Ansatz zur Tobin-Steuer dar. Außerdem soll das 6. Kapitel gelesen werden.

 

Protokollant:

G. Quaas