Kurzprotokoll zum Erwägungsseminar „Globalisierung“ 5. Sitzung (13.11.2018)
Anwesende:
Ablauf
1. Organisation
2. Protokollkontrolle
3. Diskussion Weede-Aufsatz
4. Aufgaben für das nächste Seminar
Zu 1. Protokoll: niemand
Moderation: niemand
Zu 2.: keine Änderungen
Zu 3.: Das Statement gibt Jannin Flory, indem sie
die Behauptung problematisiert, dass der Markt niemand diskriminiere. Mit Blick
auf den Wohnungsmarkt in München behauptet sie, dass das nicht zutreffend sei.
Daraufhin werden verschiedene Aspekte der von Weede
dargestellten
Theorie des Marktes diskutiert, und zwar nach dem Schema, dass einzelne
Aussagen der Theorie unmittelbar mit empirischen Sachverhalten konfrontiert
werden, zum Beispiel: Handelt es sich bei der Miete in München um eine Art
Monopolpreis? Spielt die staatliche Mietpreisbremse eine Rolle? Und wenn ja,
welche? Gäbe es keine Warteschlangen, wenn diese Deckelung der Preise wegfiele?
Weede wird vorgeworfen, dass er von den konkreten
Umständen abstrahiere – was aber ein Kennzeichen jeder Theorie ist.
Die von Weede auf der Grundlage der objektiven
Werttheorie dargestellte und für jeden Markt verallgemeinerte Theorie der
komparativen Kostenvorteile als Begründung für die Vorteilhaftigkeit des
Tausches unter den Bedingungen der Arbeitsteilung und eines für beide Seiten
vorteilhaften Tauschverhältnisses wird ebenfalls sofort unter einem sehr
speziellen, empiristischen Gesichtspunkt diskutiert: Wo sind die gegenseitigen
Vorteile beim Outsourcing? Die Diskussion verlagert sich ziemlich schnell auf
die moralische Ebene. Zum Beispiel: Kinderarbeit in Indien.
Der Hinweis, dass Weede auch die Grenzen des
Marktes darstellt, und diese Bedingtheit des Marktes die aufgeworfenen Probleme
erklären könnte, und zwar ökonomisch, bleibt ohne Resonanz. Als nächstes Thema
wird das Problem einer gerechten Besteuerung und einer gerechten Sozialhilfe
aufgeworfen, also wieder ein Thema moralischer Art. Dabei wird die Besteuerung
von Höchstleistungen und von Vermögen unwidersprochen vorgeschlagen.
Dass die Besteuerung von (Höchst-) Leistungen einen negativen Anreiz für
diese und die Besteuerung von Vermögen eine doppelte Besteuerung darstellt,
wurde ebenfalls moralisch gekontert: die Erben hätten ja dafür nicht
gearbeitet.
Der Versuch, auf die von Weede gelieferte
Definition des Kapitalismus hinzuweisen und anwendbar zu machen, bleibt ebenso
ohne Resonanz wie die Problematisierung der von Weede
eingestandenen Notwendigkeit eines sozialen Netzes für seine Auffassung von
Staat und Markt (Sozialhilfe erfordert Eingriffe in den Markt, die von
Neoliberalen aber oft abgelehnt werden).
Gegen Ende des Seminars wird darauf aufmerksam gemacht, dass Weedes Theorie von fast allen Diskussionsteilnehmern
normativ interpretiert wird und nicht als eine rein deskriptive Theorie, bei
der man in erster Linie fragen müsste, ob sie wahr oder falsch ist. Darin sehen
die Teilnehmer/innen nun gar kein Problem: Man müsse jede Theorie so lesen,
dass sie ein entsprechendes praktisches Handeln nach sich ziehe. Ansonsten wäre
sie ja nutzlos. Dass allein die Erklärung eine völlig zureichende und
anzustrebende Leistung einer Theorie ist, trifft auf völliges Unverständnis. Die
Tatsache, dass Handlungsanweisungen auf (wahren) Theorien basieren sollten,
wird damit verwechselt, dass man aus Theorien Handlungsanweisungen ableiten
könne. Vom Humeschen Gesetz (siehe das!) hat offenbar
noch niemand etwas gehört.
Zu 4.: Zum nächsten Mal soll das 5. Kapitel aus dem Buch von Mason gelesen
werden.
Protokollant:
G. Quaas