Protokoll zum Erwägungsseminar „Globalisierung“ 5. Sitzung (12.11.2010)

 

Anwesende:  Siehe Liste, entschuldigt: J. D., S. R.

 

Moderation: niemand

 

Protokoll: S. K.

 

Tagesordnung:

 

1. Bestätigung des Kurzprotokolls der 4. Sitzung

 

2. Weitere Auswertung des Pohlmann-Textes – generelles Ziel: Definition „Globalisierung“

 

3. Text von Deppe

 

4. Aufgaben für die nächste Sitzung

 

Die vorgeschlagene Tagesordnung wird gebilligt.

 

Zu 1: Bestätigung erfolgt.

 

Zu 2: Ausgelost wird T. H. Er betont, dass die Globalisierung ein Prozess ist, der verschiedene Bereiche erfasst. Speziell werden der wirtschaftliche, soziale und kulturelle Bereich genannt. Zeitlich beginne die Globalisierung in den 60er und 70er Jahren. Ursächlich dafür sei die Liberalisierung der Politik und des Handels gewesen. Diese Auffassung wird mit Hinweis auf den kalten Krieg und die Blockbildung in Frage gestellt. F. U. zog daraus die Konsequenz, dass dann der Beginn der Globalisierung auf die 90er Jahre bezogen werden müsse – als die Blöcke zerfielen. Überhaupt sollte sich die Globalisierung – wie das Wort ‚global’ schon andeutet – auf den gesamten Globus (alle Staaten) beziehen. Das wird von anderen als zu weitgehend angesehen, da nie jeder Winkel der Erde einbezogen sein wird. Der Vorschlag, Globalisierung als den Prozess hin zur Einbeziehung aller Staaten zu definieren, findet Resonanz. Statt dessen wird an dieser Stelle der Diskussion die Entgrenzung als definierendes Merkmal ins Spiel gebracht, und die Frage nach den Bedingungen der Globalisierung aufgeworfen. Beim Versuch, Entgrenzung ökonomisch durch Konkurrenz zu präzisieren, entbrennt ein Streit über die Frage, ob es neben der Konkurrenz noch andere Triebkräfte für die Entwicklung gibt, beispielsweise Bedürfnisbefriedigung. Der Streit wird beendet durch den konstruktiven Versuch, die Globalisierung durch eine zunehmende Verflechtung menschlichen Handelns zu definieren. Allerdings ist diese Definition so weit, dass praktisch die gesamte Geschichte der Menschheit darunter fällt. Darum wird jetzt die Frage nach der neuen Qualität gestellt, die diese Verflechtung in den letzten Jahrzehnten angenommen hat. Ein Vorschlag zu dieser Frage bestand in der These, dass freiwillige Aufnahme von internationalen Beziehungen (beispielsweise im Mittelalter, um Luxusgüter einzuhandeln) umgeschlagen sei in eine internationale Abhängigkeit. Die These, dass die Volkswirtschaften „früher“ eher autark gewesen seien, wird nicht weiter problematisiert. Statt dessen wird eine Lexikon-Definition eingeworfen, wonach die o.g. Verflechtung durch Innovationen im Bereich der Telekommunikation und des Transportes zustande gekommen sein sollen. Alternativ dazu wird versucht, die Globalisierung durch die Transformation von keynesianischen Staaten in Wettbewerbsstaaten zu definieren. Dieser Punkt wird ebenfalls nicht weiter diskutiert, da sich die Aufmerksamkeit auf die Öffnung von Grenzen als Voraussetzung der Globalisierung richtet. An diesem Vorschlag wird kritisiert, dass er zu einseitig auf politische Maßnahmen zielt; dagegen sei der Begriff „Entgrenzung“ allgemeiner. Als Präzisierung der Entgrenzung als definierendes Merkmal der Globalisierung wird vorgeschlagen, Globalisierung zweistufig zu definieren. In Anlehnung an Max Webers Definition des sozialen Handelns könne der Begriff des globalen Handelns definiert werden als ein Handeln, das Sachverhalte jenseits der Grenzen des eigenen Nationalstaates bewusst berücksichtigt. Voraussetzung dafür sei die Erfindung und Anwendbarkeit entsprechender Kommunikations- und Transportmittel (= Teilursache der Globalisierung). Auf der Grundlage dieser Definition des globalen Handelns könne dann die Globalisierung als Verallgemeinerung des globalen Handelns definiert werden (= der quantitative Aspekt). In diesem Prozess lassen sich dann verschiedene Etappen unterscheiden, je nach dem, welche Kommunikations- und Transportmittel vorherrschend angewandt werden. Ein Vorteil dieser Definition sei, dass man den explosionsartigen Verlauf der Globalisierung erklären könne. Die Erfindung und Ökonomisierung gewisser (historisch je bestimmter) Kommunikations- und Transportmittel beschleunige die Verallgemeinerung des globalen Handelns, also die Globalisierung, die ihrerseits zu einer Ökonomisierung der Produktion und damit auch der Kommunikations- und Transportmittel führe.

 

Zu 3. Es kam weder zu einer Diskussion des Pohlmann, noch des Deppe-Textes.

 

Zu 4. In der nächsten Sitzung wird die heutige Tagesordnung weiter abgearbeitet.

 

Protokollant:

G. Quaas