Kurzprotokoll zum Erwägungsseminar „Globalisierung“ 4. Sitzung (06.11.2018)
Anwesende: 23, es besteht eine große Diskrepanz zur Teilnehmerliste
Ablauf
1. Organisation
2. Protokollkontrolle
3. Diskussion Hayek-Aufsatz
4. Diskussion des Vergleichs Kapitalismus - Liberalismus
5. Aufgaben für das nächste Seminar
Zu 1. Protokoll: niemand
Moderation: niemand
Zu 2.: Hinweis, dass vor Mason ein pro-kapitalistischer Text gelesen werden
sollte.
Zu 3.: Das Statement gibt Ruben Zamara, indem er
bezweifelt, dass Verhaltensregeln in Gänze durchzusetzen sind.
In der Diskussion stellt sich heraus, dass er darunter moralische Regeln
meint; Hayeks Begriff schließt jedoch rechtliche Regeln ein. Hayek weist auf
die englische Rechtsordnung im Unterschied zum französisch-römischen
Rechtsverständnis hin. Bei letzterem werden Regeln nach rationalen
Gesichtspunkten konstruiert, bei ersterem entstehen sie spontan im Volk. Dabei
gehen moralische Regeln in die Gesetze ein.
Unklarheit herrscht über den Mechanismus des Entstehens von Regeln, auf
jeden Fall aber spontan und durch Tradition. Wichtig sei die Bewährung.
Klarerweise können Regeln des Handelns nur im Handeln der Menschen
entstehen, entweder geplant oder als ad hoc-Lösung eines aktuellen Problems.
Beispiel: das Problem „Vendetta“ aufgrund der Regel „Aug‘ um Auge, Zahn um
Zahn“. „Liebe deinen Nächsten“ und „Du sollst nicht töten“ lösen das
Problem.
Wenn Regeln stets im Handeln der Menschen entstehen, stellt sich die Frage,
worin der Unterschied zu den Regeln besteht, die durch rationale Überlegung –
also konstruiert – entstehen. Auch das Handeln des Staates (der Regierung) ist
(kollektives) Handeln. Wahrscheinlich besteht der wichtigste Unterschied darin,
dass erstere nur dann akzeptiert und fortgeführt werden und sich dann verbreiten,
wenn sie sich bewähren, während letztere administrativ zur Geltung gebracht
werden.
Offen bleibt die Frage, ob es tatsächlich, wie Hayek behauptet, zweckfreie
Regeln gibt. Jedenfalls wird kein Beispiel einer zweckfreien Regel benannt.
Hayek betrachte den Markt als Spiel. Wenn man als Gewinner dessen Regeln
akzeptiert, muss man sie auch als Verlierer hinnehmen. Den Verlierern könne außerhalb des Marktes
geholfen werden (S.25). Insofern wäre eine gewisse, minimale Sozialpolitik des
Staates gerechtfertigt. Aber – wo soll „außerhalb des Marktes“ das Geld
herkommen? Ohne Eingriffe in den Markt sind negativ zu bewertende Resultate des
Marktes nicht zu korrigieren.
In diesem Zusammenhang wird eine Diskussion um die Begründung einer
progressiven Einkommensteuer geführt. Bei einer linearen Besteuerung würden
einkommensschwache Bevölkerungsschichten, die eine höhere Konsumquote haben,
stärker betroffen.
Wie stellt sich die Frage der Eingriffe in den Markt, wenn wir alle – wie
im Falle des Umweltschutzes – mehr oder weniger Verlierer sind? Hayeks Theorie
ist nicht konkret genug, um aktuelle Konflikte zwischen Umweltschutz und Schutz
des Eigentums und der persönlichen Freiheit zu lösen.
Erläuterung der Kritik Hayeks am Begriff der sozialen Gerechtigkeit als Wieselwort.
Zu 4.: Der Vergleich der Begriffe Kapitalismus und Neoliberalismus stößt
auf unterschiedliche Bewertungen: Von „gute, schlüssige Unterscheidung“ bis hin
zu „falsche Definition des Begriffes Neoliberalismus“ ist alles dabei.
Einigkeit herrscht darüber, dass Willgerodt und Hayek
unter diesem Begriff etwas völlig anderes verstehen als das Netzwerk.
Die Frage, wie man als Ökonom mit dem Schimpfwort „Neoliberalismus“ umgehen
sollte, wird nur von einem Teilnehmer, und das auch nur ansatzweise,
beantwortet.
Zu 5.: Auf Empfehlung der Lehrenden wird zum nächsten Mal ein Text von
Erich Weede gelesen – vor allem, weil dort der
Unterschied zwischen den beiden Prinzipien der Organisation einer Gesellschaft
(Hierarchie und Konkurrenz) klar herausgearbeitet wird.
Protokollant:
G. Quaas