Kurzprotokoll zum Erwägungsseminar „Globalisierung“ 4. Sitzung (09.05.2014)

 

Anwesende:  siehe Liste

 

Moderation: keine

 

Protokoll: keines

 

Tagesordnung:

 

1. Kurzprotokoll

 

2. Kurz-Info zum begleitenden Lehrstoff

 

3. Diskussion von Die Tatsachen der Sozialwissenschaften (1942)

 

4. Festlegungen für die nächste Sitzung

 

Zu 1: Keine Anmerkungen

 

Zu 2. G. & F. Quaas berichten. Bachelor haben gemeinsam den letzten Absatz des Textes gelesen und dann versucht, das Hayeksche Erklärungsmodell zusammenzutragen (siehe Tafelbild), die Masterstudenten haben sich über die Klassifizierung des Wissens (referentiell, somatisch und die Negation dieser Merkmale) verständigt.

 

Zu 3: Nach Auslosung gibt Herr Feiler das Statement mit dem Inhalt, dass Hayek dezidiert eine deduktive Methode empfehle. Folgende Fragen werden diskutiert: Beschränkt sich Hayek auf rationales Handeln? Generell geht es um jegliches Handeln. Allerdings können wir nicht jede Handlung (zum Beispiel Handeln im Rahmen einer fremden Kultur) verstehen. Insoweit das der Fall ist, gehört es – streng genommen – nicht zum Gegenstand der Sozialwissenschaften. Rational ist das Handeln, insoweit es seinen Motiven entsprechend vorgeht. Die Annahmen, die dabei über äußere Dinge und über die Motive der anderen gemacht werden, spielen in diesem Text bemerkenswerter Weise keine Rolle. In die Definition einer Handlung gehen vor allem die Motive ein. Die physischen Eigenschaften der verwendeten Dinge spielen nach Hayek keine Rolle, zumindest nicht in den Definitionen. Auch nicht die Resultate der Handlungen. Diskutiert werden die Beispiele Spindel, Geld und Waffen. Es gibt im Text Stellen, an denen deutlich wird, dass Hayek die Abstraktion von den physischen Eigenschaften etwas (möglicherweise bewusst) übertreibt.  

 

Nachdem geklärt ist, dass Handlungen anhand der zugrunde liegenden (mehr oder wenoger bewussten) Motive erklärt werden sollen, steht die Frage, welchen Zugang der Sozialwissenschaftler dazu hat. Motive werden in kritischen Situationen verborgen gehalten. Der Sozialwissenschaftlich muss Hypothesen über die Motive der Handelnden aufstellen. Dabei lässt er sich von den Motiven leiten, die er selbst in ähnlichen Situationen hätte. So Hayek. Gegenbeispiel ist der Strafprozess gegen O. G. Simpson. Das Mordmotiv wurde durch einen physischen Sachverhalt (das Nichtpassen eines Lederhandschuhs) widerlegt. Das belegt noch einmal, dass die Rolle physischer Eigenschaften nicht komplett negiert werden darf. Außerdem belegt es, dass die Hypothesen über die Motive eines Akteurs falsch sein können (in diesem Fall die Hypothese der Anklage, dass Simpson seine Freundin vorsätzlich getötet hat).

 

Auf der Grundlage der klassifikatorischen Einteilungen der Handlungen der Menschen (=Tatsachen der Sozialwissenschaft) geht der Sozialwissenschaftler dazu über, Modelle über komplexe Prozesse (den Markt, die Schlacht bei Waterloo etc.) zu konstruieren. (i) Welche Tatsachen in dieses Modell eingehen, hänge vom Modell (von der Theorie) ab. (ii) Das Modell muss geändert werden, wenn neue Tatsachen nicht integriert werden können oder wenn es „Fehler und Widersprüche“ im Modell gibt. Hayek bemerkt nicht, dass sich die beiden wissenschaftstheoretischen Positionen (i) und (ii) widersprechen. Modelle sind Konstrukte, ob die Zusammenhänge, die sie herstellen, tatsächlich zwischen den Handlungen existieren, ist aus dieser Sicht prinzipiell nicht zu klären. Man könnte sagen: Es fehlen die entsprechenden Tatsachen. Tatsachen sind die Handlungen der Akteure, und diese sind bereits als Elemente im Modell enthalten. Darüber hinausgehende Tatsachen gibt es nicht: das wären die Zusammenhänge zwischen den Handlungen.

 

Zu 4. Zum nächsten Mal ist der Artikel „Die Verwertung des Wissens in der Gesellschaft“  zu lesen.

 

Protokollant:

G. Quaas