Protokoll 4 (SoSe2007)
Erwägungsseminar „Ökonomische
und Politische Bedingungen der Globalisierung“
Protokoll zur Sitzung vom 03.05.2007
Text: Herbert Schui: „Die Moral
ist politisch“
Anwesende: Friedrun Quaas, Georg Quaas, Julian
Baumgärtel,
Aileen Flöth, Christian John, Markus Karig, Hubert Santer,
Eva- Maria
Schenk, Nadine Schenker, Susanne Schmied, Alexander Schubert, Martin
Wildau, Felix Wilke, l, Axel Künstner
Protokollant: Susanne Schmied
Zu Beginn wurden die Verlaufsprotokolle von E.-M. Schenk
(19.04.) und Julian
Baumgärtel (26.04.) diskutiert und bestätigt. Das
Protokoll vom 19.04.
erhielt die Anmerkung von G. Quaas, dass das skizzierte Tafelbild im
Widerspruch zum Text steht und in diesem Zusammenhang von ihm die
Frage: „Ist bei Radnitzky der Staat komplett
unmoralisch?“ aufgeworfen
wurde. Zur Erklärung sind auf zwei Ebenen in der Skizze Bezug
zu
nehmen, d.h. die Position von Gerhard Radnitzky und die Sicht vom
Kritiker Friedrich Schneider.
Es soll die Erwägung der Kritik an Radnitzky auf der 1. Stufe
vom
Kritiker und auf der 2. Stufe durch die gemeinsame Erarbeitung einer
Position der Sitzungsteilnehmer einbezogen werden. Das Protokoll wurde
anschließend bestätigt. Das Protokoll vom 26.04.
regte als erstes zur
Frage von M. Karig an, ob die persönliche Meinung vom
Protokollant J.
Baumgärtel1 im Protokoll Platz finden
darf, worin sich nach Ansicht von G. Quaas ein gewisser Grad an
Subjektivität nicht vermeiden lässt.
Zweitens wurde folgender Satz aus dem Verlaufsprotokoll debattiert:
„Eine erste Idee dazu war es das Phänomen als
Gegenstand zu betrachten
und damit die Theoriedes Kritikers über die Theorie von
Radnitzky zum
Phänomen zu erklären.“ Diese Formulierung
wurde abgelehnt und neu
gestaltet: „Eine erste Idee dazu war es, den Gegenstand des
Kritikers
(Theorie von Radnitzky) auf der
Phänomeneebeneanzusiedeln.“
In diesem Zusammenhang stellte sich die Frage, wie die Theorien
anzusiedeln sind, die sich auf Gegenstände beziehen unter
Beachtung,
dass die Theorien nicht mit der Phänomeneebene zu vermischen
sind.
Geeinigt wurde sich darauf, dass die Stichwortliste mit der
Phänomeneebene abzugleichen ist. Nach Ansicht von C. John
sollen reale
Sachverhalte festgehalten werden und Phänomene durch Radnitzky
inklusive Begriffsbildungen einzubeziehen sind. Damit wurde der Punkt
abgeschlossen. Abschließend wurde von F. Quaas das Fehlen des
Tafelbildes angesprochen, das im Verlaufsprotokoll in
veränderter
Textform dargestellt wurde. Ergänzend wird es hier in Abb.1
nach
Vereinbarung noch einmal dargestellt. Das Protokoll wurde
anschließend
bestätigt. Im nächsten Diskussionspunkt spricht G.
Quaas eine mögliche
Umstrukturierung von wiki bzw. Einarbeitung von Schemen an. Nachdem es
anfänglich abgelehnt wurde, die Diskussion darüber
ins wiki zu
verlagern, ist von F. Quaas die Frage gestellt worden, ob die wiki
Stichwortliste von Radnitzky2
weitergeführt werden soll oder neu aufgemacht werden soll.
- 1) Zitat im Verlaufprotokoll von J.
Baumgärtel:„Als nächstes
folgt eine im Auge des Protokollantenzusammenhangslose Diskussion
über
die Definition der Begriffe Bürger und
Individuen….“
Der„Zusammenhang“
zum Verständnis wurde u.a. von F. Quaas:
„… Bürger als politisches
Individuum..“in der Diskussion wieder hergestellt.
- 2) Die Stichwortliste beinhaltet folgende Begriffe: Moral,
Moralsystem; Politik; Stopp-Punkt; deontischeEthik; Konsequentialismus;
Individuum vs. Staat; Legitimität; Kollektiv,
Kollektiventscheidung;Kleingruppe, face-to-face-community; Eigentum,
Eigentumskonvention; Selbst-Eigentum; Vertrag;Reputation,
Vertragstreue; Externatlitäten; geordnete Anarchie vs. Staat;
Gruppenaktion vs.Trittbrettfahrer Option; Étatismus vs.
Anti-Étatismus;
Staat und Zwang; interne und externe Sicherheit;Sozialvertrag;
Sozialdemokratismus; legalisierter Raub; Sündenfall
Kollektiventscheidung;
Abbildung 1: Tafelbild vom 26.4.2007
G. Quaas äußerte den Vorschlag, aus dieser Liste die
Begriffe zu
streichen, die keine Phänomene sind. A. Schubert sprach die
Praktikabilität an, d.h. sich eher kurz als lang zu fassen.
E.-M.
Schenk appellierte an eine neue Parallelliste, d.h. Begriffe sollten
gestrichen werden und die Phänomene müssen
übrig bleiben.
F. Quaas erinnerte daran, sich im Stadium des Sammelns zu befinden und
es mit großer Wahrscheinlichkeit zu Verkürzungen
kommen wird, so das
später Gruppen die Zusammenfassbarkeit gewährleisten
werden. Wie groß
oder klein die Gruppen gestaltet werden, ist dabei
themenabhängig.
Vorschläge für die wiki Gestaltung ist die Matrixform
oder die mindmap.
Inhaltlich wurde sich so geeinigt, dass die Kritiken zeitgleich mit den
Begriffen abzugleichen sind.
G. Quaas legt die Vertagung der Diskussion über die
Stichwortliste an
den Anfang der nächsten Sitzung (10.05.2007) fest, da sie dann
jedem
vorliegen sollte und jeder Einzelne sich Gedanken darüber
machen
könnte, daraus eine Phänomenliste entstehen zulassen,
d.h. Begriffe zu
streichen, zu ergänzen und die heutige Kritik von Herbert
Schui zu
integrieren. Das Geben der Einleitung zur Kritik von Herbert Schui fiel
durch das Losverfahren auf
F. Quaas: Schuis Einstieg in Bezug auf den Staat gestaltet sich so wie
für Radnitzky und die Neoliberalen als interventionistischen
Wohlfahrtsstaat. Dazugehörige Theorien sind bei Schumpeter,
Eucken oder
Hayek zu finden.
uneingeschränkte Demokratie (Stand: 06.05.2007).
Das Phänomen der Tauschgesellschaft wird hierbei deutlich, das
im
Grundtext Freiheit und Moral beinhaltet, sowie negative und positive
Moral. Die Frage, wie sich die Tauschgesellschaft stabil oder instabil
gestaltet, rückt dabei in den Vordergrund. Erlangt das
Phänomen Staat
als Ordnungsstifter im Zusammenhang bei Störungen als
„last enforcer“
Bedeutung oder sorgt der Staat als irenischer Versöhner eine
„auflockernde“ Funktion? Wertend wird die Denkfigur
des Staates als
Trugschluss gesehen. Weiterhin übernimmt der Staat die
Funktion des
Sachverwalters, um kollektive Rationalität zu realisieren und
das
Verhältnis von Individuum vs. Staat zu präzisieren.
In der Kritik
werden Begriffe negativer und positiver Freiheit intensiver behandelt
und ökonomisch mit Keynes, VGR usw. begründet. Schui
wertet Radnitzkys
ökonomische Theorie, indem er davon überzeugt ist,
ihr würde „Gewalt“
angetan werden. Auf der Phänomeneebene ist nach dem Zweck des
Staates
zu fragen, der mit der Sachverwalterschaft der positiven Freiheit zu
beantworten ist.
Schui positioniert sich extrem mit der Cambridge-Theorie. Er lehnt den
puren alleinigen individuellen Ansatz ab, denn nach ihm ist der Zweck
des Staates in der positiven Freiheit zu finden, z.B. in Form der
Verteilungspolitik usw. Die Neoliberalen stellen die Frage nach
Vollendung, die den Zusammenhang zur Globalisierung herstellt.
Radnitzky ordnet im Replik Schui als Keynesianer ein und betrachtet ihn
als überholt und lehnt ihn ab. Nach der Einleitung wurde durch
gemeinschaftliche Diskussion das Tafelbild (Abb. 2) zur Kritik
entwickelt.
Abbildung 2: Tafelbild vom 03.05.2007
1) Entwicklungsgedanken von M. Wildau: der Pfad „nicht
gegebener
Rationalität“ ist dabei vor dem Hintergrund zu
betrachten, dass
individuelle Rationalität nicht gesellschaftlicher
Rationalität
entspricht!
Nach anfänglichen Diskussionen über Form und
Herangehensweisen zur
Entwicklung des Tafelbildes wurde von F. Wilke der Vorschlag erbracht,
die Theorie des rationalen Handelns zum Phänomen
Tauschgesellschaft
zuzuordnen.3 Ist der Staat als Gemeinwohlstifter
zu betrachten oder ist einzig und allein auf Individuen
zurückzugreifen?
M. Wildau vervollständigt das Tafelbild. J.
Baumgärtel hinterfragt den
Gedanken zur zwingenden Rationalität und wirft die Gegenthese
auf, wie
bspw. aggressives Verhalten in das Schema einzuordnen ist.
G. Quaas wirft bezugnehmend auf Schuis Kritik die Frage auf, dass sich
die Bedingungen geändert haben und wie sich nun durch den
Staat die
geänderten Bedingungen anpassen lassen könnten? Zur
Erklärung des
Tafelbildes wird zum Verständnis auf den Nutzen und
Präferenzen des
Einzelnen und deren Moralität eingegangen. Schui sieht die
Wohlfahrt
gar nicht mehr so gegeben! Ui -> W ; W= f(Ui)
F. Wilke bringt den Gedanken ein, dass nach Radnitzky die Reichen
nichts abgeben würden, sondern die Armen würden es
sich „klauen“ bzw.
einfach nehmen. Es findet also die Interdependenz zwischen Armen und
Reichen statt, jedoch die Reichen fühlen sich
„angekratzt“, wenn sie
neben Brot auch noch ein Glas Wein abgeben sollen. Die Reichen
plädieren für negative Freiheit, d.h. sie wollen
einfach nur in Ruhe
gelassen werden.
Um diesen Zusammenhang noch einmal genauer beleuchten zu
können, soll
jeder Seminarteilnehmer zur nächsten Veranstaltung den
Radnitzky
Hauptartikel unter diesem Fokus noch einmal lesen.
G. Quaas ermutigt die Seminarteilnehmer, eventuell eine neue Kritik
oder einen neuen Hauptartikel zu schreiben, jedoch kritisiert A.
Schubert diesen Vorschlag mit der Begründung, nicht
über den dafür
erforderlichen Background zu verfügen. Für die
nächste Sitzung ist
Radnitzkys Begriffsliste zu bearbeiten und in Schuis Kritik
weiterzuarbeiten.
3 In diesem Zusammenhang wurde die allgemeine Diskussion über
die verschiedenen Lesarts entfacht.