Protokoll Erwägungsseminar 14.11.2017

-          Kommunitarismus auch eine ökonomische Kritik

Wie sollte man Kritik am Liberalismus üben? Man muss Liberalismus erst einmal definieren, da an der Freiheit als Wert selbst erst einmal wenig zu kritisieren ist.

-          Einteilung in verschiedene „Liberalismen“: ökonomischer, kultureller, politischer, sozialer Liberalismus und mehr

-          unser Fokus auf den ökonomischen Liberalismus à Teilung in kollektivistischen und individualistischen Liberalismus

-          harsche Kritik an Atomisierung der Sozialbeziehungen im „heutigen“ Liberalismus:

a)      starke Individualität im Vordergrund,

b)      alleinige Entscheidungen ohne den Kontext einer Gruppe

c)       Anonymisierung der Beziehungen

ànach Etzioni und Walzer braucht der Mensch die Gruppe

-          der Ansatz lässt sich zwischen kollektivistischem und individualistischem Ansatz finden, da das Individuum sowohl Teil einer bzw. mehreren Gruppen ist und sie sich gegenseitig beeinflussen („ich + wir“), es aber die Freiheit der Wahl hat (auch aus einer Gruppe auszutreten)

Sicht auf den Wettbewerb

Die ökonomische Sichtweise zu Wettbewerb ist, dass er immer in einer „win-win“-Situation endet. Wettbewerb kann Motor der Entwicklung sein, hat aber nicht nur positive Konsequenzen. Begleiterscheinungen des Wettbewerbs sind zu bedenken, wie z.B. die Ruhelosigkeit aufgrund sich ständig ändernder Bedingungen, Zufall und Glück beim Erfolg. Die Verantwortung wird als „Sekundärtugend“ gesehen, keine Priorität eingeräumt.

Arten des Wettbewerbs

a)      Marktformwettbewerb (Oligopol, etc.)

b)      Schumpeters „schöpferische Zerstörung“

mehr?

Das Gegenkonzept

nach Michael Walzer

-          Definition des ursprünglichen Liberalismus beinhaltet Trennlinien zwischen verschiedenen Sphären (à“Gerechtigkeitssphären“)

Kritik: der jetzige Liberalismus obliegt dem Selbstmissverständnis, dass er versucht alles zu ökonomisieren (konzeptionell gleiche und durchökonomisierte Lebensbereiche)

 

-          Problematik anhand eines Beispiels: eine nach ökonomischem Prinzip funktionierende Politik oder Kunst ist sehr ungünstig und nicht wirklich frei

-          Bsp.: Wiederaufbau der Universitätskirche in einem quasi-laizistischem Staat (Vermischung von Bildung und Kirche)

è Trennung von Lebensbereichen ist enorm wichtig, da diese erst Freiheiten, Freiräume und Entwicklungsmöglichkeiten ermöglicht

 

Prinzip komplexer Gleichheit: jeder Mensch kann Kompensationen in einigen Lebenssphären für Nachteile in anderen Lebenssphären finden;

(unsere) Kritik: im Durchschnitt trifft das bestimmt auf viele Menschen zu, aber wir wollen nicht nach diesem Mehrheitsprinzip verfahren, da wir sonst diejenigen außer Acht lassen, auf die sich das Prinzip nicht anwenden lässt

 

nach Etzioni:

-          Etzioni vertritt im Vergleich zu früheren kommunitaristischen Ansätzen einen „moderneren“ Ansatz: keine bloße Beschränkung auf kleine Partikulargruppen, sondern ein übergreifender Begriff mithilfe/aufgrund der Globalisierung und der weltweiten Diskurse

-          Schwerpunkt auf dem Gleichgewicht zwischen Autonomie des Einzelnen und sozialer Ordnung

-          maßgeblich dafür ist die „Zivilgesellschaft“, die er als eine dritte Ebene zusätzlich zum Staat und dem Markt/den Individuen einbringen möchte

-          Ordnung einer guten kommunitarischen Gesellschaft basiert stark auf normativen Mitteln wie Erziehung, Konsens, etc.

 

Wie entstehen kommunitarische Gesellschaften? Es gibt laut Etzioni drei Integrationskräfte:

a)      koerziv (zwangsbasiert)

b)      utilitär (ökonomischer Druck oder Gewinnerwartungen)

c)       integrativ (üblicherweise über Werte oder Symbolvorstellungen)

Wo befinden wir uns? Schwer einzuordnen zwischen der utilitären und der integrativen Kraft.

 

für nächste Woche:

-          Fortsetzung von Etzioni und dem eingekapselten Wettbewerb, im Anschluss Besprechung von Popper und Albert

 

Protokoll: Jacob Mainka