Universität Leipzig                                                                                                               16.10.2007

Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät                                                                                   

Seminar: Ökonomische und politische Bedingungen der Globalisierung

Protokollführer: Rüdiger Seel

Thema: Grundlegende Auseinadersetzung mit dem Hauptartikel

Protokoll [zur] 2.Sitzung 

 

1. F.Quaas: Methodisches Vorgehen?

 

2. Jeschke: Vorgehen nach Anleitung nach Ulrich (S.556, Absatz 7).

 

3. F. Quaas: Begriffsklärung von Vernunftethik:

 

4. Seel: Eine dem Menschen dienende Vernunft.

 

5. F.Quaas: Wie kann Vernunftethik philosophisch grundlegend definiert werden?

 

6. Keller: Ethik basiert auf Moral.

 

7. F.Quaas: Was ist der Unterschied von Ethik und Moral?

 

8. Behrens: Ethik ist ein Diskurs, der sich auf Moralwerte einigt.

 

9. F. Quaas: Das ist Diskursethik.

 

10. Jeschke: Moral bezieht sich auf den Einzelnen, Ethik auf die Gesellschaft.

 

11. F. Quaas: Gibt es die Unterscheidung von Individual- und Gesellschaftsmoral? Moral beinhaltet Werte und Normen. Was ist Moralphilosophie?

 

12. Seel: Die Erörterung von Werten.

 

13. F.Quaas: Moralphilosophie ist die Erörterung von Moral und Werten auf der Metaebene, Moralphilosophie ist gleich Ethik. Die Moral wird zum Gegenstand gemacht

 

14. Roscher: Was wäre praktisch angewandte Ethik?

 

15. G.Quaas: Ethik ist moralfreies Diskutieren, die Erörterung der Moral.

 

16. F.Quaas: Wir hatten letzte Stunde bei der Regelvorstellung eine moralische Thematik

 

17. Roscher: Es wurden aber keine Begründungen genannt.

 

18. G. Quaas: Nicht alle Werte sind moralisch: z.B. Porsche, Kochbuch... Regeln können auch praktischer Art sein.

 

19. Flöth: Sind Regeln Moral? Wenn die Moral Gegenstand der Ethik ist, wie kann sie dann dadurch begründet sein?

 

20. F.Quaas: Gegenstand von etwas sein ist etwas anderes als in etwas enthalten sein.

 

21. Flöth: Für mich scheint die Ethik der Moral übergeordnet.

 

22. F.Quaas: Die Ebene der Moral ist die übergeordnete Ebene der Werte. Es wurde schon eingewandt, dass nicht alle Imperative moralisch sind.

 

23. G.Quaas: Sokrates hat der Jugend kein Wissen, sondern das Fragen gelehrt und gezeigt, das man nichts weiß. Das war eine Dekonstruktion von Moral und Religion. Ethik denkt über Werte nach, sie dekonstruiert sie und erschafft sie neu.

 

24. Keller: War Jesus ein Moralphilosoph?

 

25. F.Quaas: Ja, Bsp. Tempelszene (Handeln auf der Grundlage vorausgehenden Reflektierens von Werten).

 

26. G.Quaas: Manche ethischen Strömungen nehmen Moral in sich auf, (kategorischer Imperativ)

 

27. F.Quaas: Moralphilosophie ist Ethik in allgemein-abstrakter Form, konkret-besondere Ethiken reflektieren speziellere Moralvorstellungen, dahinter steht z.B. die Forderung nach materialer statt nach formaler Wert-Ethik. Was ist nun also Vernunftethik?

 

28. Jeschke: Wenn Ethik eine Reflexion der Moral ist, dann liegt bei der Vernunftethik der Fokus       auf Vernunft, nicht auf Moral.

 

29. Müller: Ulrichs Vernunftbegriff basiert auf „Vermögen...“ (Absatz 8)

 

30. G.Quaas: Nennt man das nicht Ratio, also Verstand?

 

31. F.Quaas: Ich sehe die „kritische Selbstdistanzierung“ als ethisches Moment. Kritische Selbstdistanzierung deshalb, weil der Mensch sonst spontan handeln würde. Der Homo Oeconomicus (H.O.) ist nicht kritisch selbstdistanziert.

 

32. Müller: Einspruch.

 

33. F.Quaas: Der H.O. erwägt nicht, er hat fertige Kriterien.

 

34. Jeschke: H.O. erwägt, dass andere ähnliche Handlungsoptionen haben wie er selbst.

 

35. G.Quaas: H.O. erwägt Handlungsoptionen. Was ist Vernunft?

 

36. Jeschke: Die moralischen Werte stehen zentral.

 

37. G.Quaas: Wenn der H.O. vernünftig ist, dann ist der Homo Moralicus genauso vernünftig. In diesem Falle kann man Vernunft streichen.

 

38. Jeschke: Ich wäre dagegen, Ulrich ordnet seine Gründe. Man kann daraus Vernunft ableiten.

 

39. G.Quaas: Das Wort Vernunft macht in diesem Kontext aber keinen Sinn.

 

40. F.Quaas: Pflichtethik muss aber nicht vernünftig sein. Deswegen macht das Wort Vernunftethik aus Abgrenzungszwecken Sinn.

 

41. Roscher: Ich wäre gegen ein Streichen der Vernunft. Menschliches Handeln impliziert Abwägen. Daraus kann Vernunft abgeleitet werden. Ulrich beabsichtigt das Aufbrechen des H.O hin zu Ethik und Moral.

 

42. Jeschke: Vielleicht steht der Diskurs im Zentrum, also ein weiter gefassterer Vernunftbegriff.

 

43. G.Quaas: Was ist in diesem Kontext nun Vernunftethik? Das ist genauso, wie „weißer Schimmel“.

 

44. F.Quaas: Der Vernunftbegriff steht zentral, er beabsichtigt ein zur Vernunft bringen der ökonomischen Vernunft. Er legt den Fokus auf die Gründe.

 

45. G.Quaas: Ulrich zieht moralische Gründe den ökonomischen vor. Aber Vernunft ist mehr als Ökonomie und Moral. Z.B. Ästhetik.

 

46. F.Quaas: Vernunftsethik beschreibt Wirtschaftsethik als lebensdienliche Alternative. Wir sollten mit der Strukturanalyse des Texte beginnen. Vorschlag: Orientierung an den Hauptthesen von Ulrich. Was besagt der Begriff des Ökonomismus?

 

47. Seel: Ulrich kritisiert am Ökonomismus, dass der Markt unmoralisch sei und eine normativ behaftete Ideologie.

 

48. G.Quaas: Meint Ulrich nicht, dass der Markt auch eine moralische Komponente besitzt?

 

49. Seel:  Moralisch schon, aber nicht objektiv, da er manche Menschengruppen bevorzugt.

 

50. F.Quaas: Das Moralische steckt in der Sachlogik drinnen. …

 

51. Müller: Er unterscheidet zwischen Normativem und Empirischen Ökonomismus.

 

52. F.Quaas: Das ist eine wichtige Unterscheidung: Entweder die moralische Dimension kann nicht oder sie muss nicht verwirklicht werden.

 

53. G.Quaas: Kritik an der Begrifflichkeit der Unterscheidung!

 

54. Jeschke: Der moralische Gehalt des Ökonomismus stellt die Effizienz ins Zentrum, jedoch werden die Ziele nicht hinterfragt.

 

55. G. Quaas: Zuerst muss der Moralbegriff geklärt werden: Was wäre, wenn die Ziele doch nur Mittel zu einem höher gelegenen Zweck wären?

 

56. Seel: Die Moralische Komponente Ulrichs wird im Absatz 8 ersichtlich: „Einerseits...“ (Zitat nach Habermas).

 

57. F.Quaas: Schon das Grundgesetz weist darauf hin, dass alle Menschen gleich sind. Ob dieses Postulat tatsächlich in die Praxis ungesetzt wird, bleibt umstritten.

 

58. Behrens: Ulrich kritisiert den Individualismusschub in unserer Gesellschaft.

 

59. F.Quaas: Anders gefragt: Ist Ulrichs Ethik eine Individualethik?

 

60. Müller: Es ist eine Mischung aus individuellen Präferenzen und Gemeinwohl.

 

61. F.Quaas: Der Individualismus bleibt grundlegend, wie in der Evo. im allgemeinen, erhalten, der Wettbewerb wird jedoch als einzige Lebensform abgelehnt.

 

62. G.Quaas: Der Moralbegriff ist nach wie vor nicht geklärt.

 

63. Jeschke: Die Respektierung sowohl der Gleichwertigkeit, aber auch der Individualität.

 

64. G.Quaas: Das ist schon moralisch aufgeladen. Was regelt die Regeln der Moral?

 

65. Köhler: Das sind die Regeln zwischenmenschlicher Beziehungen.

 

66. G.Quaas: Der Knigge beinhaltet keine Moral, sondern technische Regeln.

 

67. Behrens: Moral ist historisch gewachsen, bei uns fußt sie in der christlichen Kirche, sie kann nicht von heute auf morgen technisch festgelegt werden.

 

68. Keller + Jeschke: Der Knigge bezieht sich auf Moral.

 

69. Flöth: Der Knigge ist nicht moralisch!

 

70. Keller: Moral ist der Sinnzusammenhang von Handlungsregeln.

 

71. G.Quaas: Sinnzusammenhang ist ein genauso vager Begriff wie Vernunft.

 

72. F.Quaas:  Wir müssen eine Tautologie auflösen: Man kann nicht Moral mit Moral begründen.

 

73. G.Quaas: Spinoza sagt: „Tiere kann man so behandeln wie man will.“ Geht das auch beim Menschen? Darf ich jeden Menschen so behandeln, das er mir nützt?

 

74. F.Quaas: Gilt das Betroffenheitsprinzip: Hat jemand, der jemand überfährt, moralisch falsch gehandelt?

 

75. G.Quaas: Darf man Menschen nun so behandeln, wie man will?

 

76. Behrens: Nein, weil ich auch nicht nach diesem Prinzip behandelt werden will.

 

77. F.Quaas: Moral basiert auf der Fähigkeit des „Role-Taking“.

 

78. G.Quaas: Das Verhalten ist dann moralisch, wenn es den Menschen nicht in seiner gesellschaftlichen Rolle, sondern als Mensch begreift.

 

79. Jeschke: Moral bedeutet, keine Macht auszuüben.

 

80. Flöth: Was ist dann mit unterlassener Hilfeleistung?

 

81. Behrens: Das beinhaltet die Aufgabe, die Individualmoral auf die Gemeinschaftsmoral zu     übertragen.

 

82. Roscher: Woran generiert sich Gemeinschaftsmoral?

 

83. Behrens: Sie ist historisch gewachsen. Bsp.: Menschenrechte.

 

84. F.Quaas: Moralische Elemente müssen zustimmungsfähig sein.

 

85. Roscher: Die Wirtschaftsethik befindet, dass es jenseits von Menschenrechten o.ä. andere ökonomische Prinzipien gibt, die denen gleichgestellt sind. Das kritisiert Ulrich.

 

86. F.Quaas: Die Zeit ist rum. Vorschlag: Weitere Beschäftigung mit dem Hauptartikel.

 

87. G.Quaas: Nächste Woche sollten wir als erstes die Regeln [des Erwägungsseminars] besprechen.